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Analogie der Finger einer umgreifenden Hand immer vier seyn müssen: folglich
hat er noch nicht an die späterhin üblich gewordene Geländerdockenform gedacht,
sondern er bleibt noch bei der ältern einfachen Einziehung, wie wir sie an Grie¬
chischen Kapitellen erblicken.
Wenn nun gleich sein Kapitell nach der eben gegebenen Auslegung unläug¬
bar bei weitem schöner ausfällt, als es sonst seine Ausleger darzustellen pllegen,
so muss man dennoch bekennen, dass es noch sehr weit hinter dem Ziel der Voll¬
kommenheit zurückbleibt. Aufser dem schon oben gerügten Fehler, dals es wegen
der unrichtigen Wahl des Moduls sich nicht gleichmässig an jegliches Verhältnils
des Schafts anfüget; aufser dem etwas matten, und gleichsam lahmen, Ansehn,
welches ihm aus den ärmlichen Voluten, denen die stetige Verjüngung der Volu¬
tenfläche gebricht, die an den schöneren Griechischen Kapitellen ein so reges
Leben in den Umlauf derselben bringt, und aus der geringen Breite jener Fläche
im Mittel der Fronte entspringt, die zusammen mit dem Vorsprung des Cymatium
verursacht, dals das ganze im Aufrifs auf der Axe zu schwach und an den Enden
dagegen schwer und hängend erscheint; aufser dem unfehlbar zu kleinen Auge,
das sich nicht nach dem Regulativ des positiven Maalses abändert und folglich bei
geringerer Säulenhöhe zuletzt gar unansehnlich werden muss, ohne dass jedoch
dadurch die Volutenfläche, aus Mangel der Verjüngung, im Umlauf am Anschein
der Breite gewinnen mag; aufser all diesen Mängeln ist es offenbar noch im Gan¬
zen zu niedrig, trägt die kleinlichen Voluten zu weit aus einander, da sie, statt
die ganze Breite in die Dreizahl zu theilen, jede beinahe nur ein Viertel dersel¬
ben messen; und giebt nur auf eigene Kosten dem Schaft ein langes und schwe¬
res Ansehn. Unten nur sollte alles angewendet werden, durch die Verhältnisse
der Base dem Schaft den Anschein von Stärke und Rankheit zu vermehren; oben
„hingegen soll vielmehr das Gegentheil bezweckt werden: und eben deswegen soll
das Kapitell immer höher werden; jemehr die Säule zunimmt sowohl an positiver
als respectiver Höhe, und immer mehr Ausladung gewinnen, je geringer die Ver¬
jüngung des Schafts wird.
Zur Vervollständigung meiner Erklärung der Scamilli impares aa) muss
ich hier noch nachtragen, dass da Vitruv seine Säulen rückwärts geneigt stellt,
und es der Idee solcher Stellung angemessen ist, den obern Ring des Schafts nun
nicht waagerecht zu legen, sondern ihn in seinem Diameter der Rückweichung des
Schalts folgen zu lassen; so bekäme dadurch das Kapitell ebenfalls eine unmerk¬
aa) Siehe den ersten Brief.