Anfangsgründe der Naturlehre,
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§ 243.
Da es hierbey nicht auf die größte Schärfe
ankömmt, so kann man aus Erfahrungen an
nehmen, daß, wenn die Bewegung progressiv ist:
1. die Reibung sich nicht merklich nach der
Geschwindigkeit des bewegten Körpers richtet,
wenn nur die Geschwindigkeiten nicht gar zu
sehr von einander unterschieden sind. Bey
schnellerer Bewegung trifft der Körper zwar
mehrere Rauhigkeiten an, überspringt aber
manche, und dringt nicht so tief ein, als bey
langsamer Bewegung.
2. Daß sich die Reibung bey einerley Drucke
nicht merklich nach der Größe der reibenden
Fläche richtet. Bey einer größern Fläche
reiben sich zwar mehrere Theile als bey einer
kleinern, aber der Druck, der auf jeden ein
zelnen Theil kömmt, ist bey einer größern
Fläche geringer, als bey einer kleinern.
3. Je rauher die Flächen sind, desto größer 1.
ist bey übrigens gleichen Umständen die Rei
bung. Aber auch eine gar zu große Glätte
vermehrt die Reibung, weil sehr glatte Flä
chen sich stark anziehen. Man muß daher zunz
Versuchen über die Reibung keine sehr polir
ten Körper nehmen.
4. Beträgt die Reibung bey mittelmäßiger
Glätte selten über 4 des Drucks. Oft ist sien