Die Schaafzucht.
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Parry, glauben, daß sie mittelst der Durchkreuzung ihrer Ryelands- und
Southdowns=Schaafe einen Schlag hervorgebracht haben, welcher den ächten
Merinos in der Feinheit der Wolle nicht nur gleich komme, sondern in Anse
hung des Körperbaues, der Härte und der Güte des Fleisches sie zu ihrem
Zwecke noch weit übertreffe, und halten diesen Schlag schon für so konstant,
daß sie ihn nur in sich selbst zu veredeln suchen, ohne neue Merinowidder zu
zulassen. Sie sagen, daß so, wie die edelste Rage ihrer Pferde, zuerst mittelst
der Durchkreuzung mit arabischen Hengsten gebildet sey, nun aber Vollkom
menheiten erreicht habe, welche ihnen diese Rage weit schätzbarer, als die ara
bische selbst mache, so werde dies auch mit dieser Schaafrage der Fall seyn.
Die von ihnen angeführten Thatsachen scheinen in der That diese Meinung zu
begründen; man muß aber dabei wohl erwägen, daß ihre Ryelands=Schaafe
schon von großer Feinheit waren, und daß der Preis ihrer Wolle in England
nur um ein Drittel niedriger, als der Preis der feinsten spaaischen Wolle stand,
so daß man schon lange diese Ryelands von gleicher Abstammung mit den
spanischen Merinos hielt, einige sogar behaupteten, die Merinos seyen Abkömm
linge von jenen, und nach Spanien hin verpflanzt worden. Wenn daher die
Engländer jenen Zweck auch so früh erreicht hätten, so dürfen wir dies doch
mit unsern eingebornen Schaafen nicht erwarten.
Die Merinos in Spanien sind sich einander keinesweges gleich, und man
unterscheidet sie in zwei Hauptclassen, die Leonesischen und Sorianischen. Jene
Klasse ist wieder in den verschiedenen großen Heerden verschieden, und wenn
gleich eine jede sich einiger Vorzüge rühmt, so gesteht man sie doch andern
wieder in besonderer Rücksicht zu. Diese feineren Abartungen bemerkt man
auch in deutschen reinen Merinoheerden, und sie sind theils durch den Urstamm,
den man aus Spanien erhielt, theils durch die Auswahl der Individuen, vor
nämlich der Widder, entstanden. Die Feinheit der Wolle, und ihre übrigen
Qualitäten können bei diesen Abarten gleich seyn, in Ansehung der Quantität
der Wolle aber, die sie bei gleicher Haltung geben, in Ansehung der Größe,
der Härte und Ausdauer, der Angemessenheit für diese oder jene Weide be
merkt man schon eine merkliche Verschiedenheit darunter. Es läßt sich jedoch
bis jetzt darüber noch nichts mit Zuverzässigkeit bestimmen, da die Bemerkungen