Full text: [Produktion vegetabilischer Substanzen] (4)

Au di. 
schaaf. 
Die Schaafzucht. 
594 
§. 101. 
Das Haidschaaf, Haidschnucke, ist eine kleine Art, die sich fast nur 
in den Haidgegenden des Lüneburgischen und Bremischen befindet, außer sol 
chen Gegenden nicht vortheilhaft seyn kann, und sich auch sonst nirgends hal 
ten würde, indem sie fast nur von Haidekraut lebt, auf einer kräftigern Weide 
sich schnell fett, aber dann auch bald krank frißt. Diese Schaafe haben sämmt 
lich Hörner, sind nie ganz weiß, sondern grau, braun oder schwarz. Ihre Wolle 
ist mehrentheils haarigt, grob und scharf; doch giebt es einige, die feinere Wolle 
haben, und solche, die unter der längeren, groberen Wolle, kurze feine Wolle 
tragen, welche aber nur mühsam abzusondern ist. Sie werden gewöhnlich zwei 
mal geschoren, das erste Mal gegen Johannis, wo ein Widder wohl 2 bis 
3 Pfund, ein Hammel 2 bis 2½ Pfund, und ein Schaaf 1 bis 1½ Pfd. gieht; 
zum zweiten Male gegen Michaelis, wo man sie aber absichtlich nicht tief schiert, 
und kaum ein Drittel so viel, als zum ersten Male erhält. Die Wolle wird 
zu groben Hüten, und zwar hauptsächlich die kurze, gebraucht; sonst macht 
man grobe Zeuge, insbesondere ein aus Hauf und Wolle zusammen gewebtes, 
daraus; doch wird sie auch auswärts manchmal sehr gesucht, und zur Matro 
senkleidung und zu Tucheggen verarbeitet. 
Diese Schaafe gewähren eine sehr geringe Nutzung, aber sie kosten auch 
in diesen Gegenden fast gar nichts, denn sie leben Winter und Sommer bloß 
von Haidekraut. Sie kratzen es unter dem Schnee heraus, und wenn er gar 
zu hoch liegt, so macht man ihnen Bahn mit einem Schneepfluge, wodurch 
sie Zugang zur Haide bekommen. Auch giebt man ihnen trocknes Haidekraut 
im Stalle oder Schoppen, wo es ihnen, gewöhnlich mit etwas Pferdemist 
vermengt, eingestreuet wird. Etwas Buchweizenstroh bekommen sie fast nur 
als Leckerbissen. Zur Lammzeit geben ihnen indessen einige auch ein wenig 
Buchweizenkorn, und den Lämmern wohl etwas Heu. So hart diese Schaafe 
sonst sind, so ertragen sie es doch nicht, des Nachts in Hürden zu liegen. 
Ihr Gewicht bleibt sehr geringe; es ist schon ein guter Hammel, der zu 
30 Pfd. Schlächtergewicht kommt. Jhr Fleisch ist gemästet aber sehr feinfasrig, 
saftig und schmackhaft.
	        
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