Full text: Lfg. 1: Bogen 1 - 15 und Tafel 1 - 14 (1)

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so gleicht die Zellenbildung des Carcinoms vielen primitiven Geweben, aber keinem Gewebe mehr als dem andern. 
Ob die Körper mit Centralkernen, welche Valentin *) in der Jauche eines Carcinoma, das den grössten Theil des 
Gesichtes zerstört, beobachtete, und welche er veränderte Knorpelkörner neunt, und die Knorpelkörperchen in der 
Grundmasse dieses Carcinoma Zellkugeln der erwähnten Art waren, oder wirklicher Knorpelsubstanz, die sich auch 
in der Jauche vorfand, angehörten, ist ungewiss. 
Äusser den Bildungskugeln des Krebses sieht man immer viele Fettkröpfe in der scirrhösen Masse zerstreut. 
Diese Form des Krebses findet sich häufig in der weiblichen Brust, wo sie indess nicht allein dasjenige ist, was 
man gewöhnlich Scirrhus nennt. Äusser der Brust kommt sie auch nicht selten im Magen, im Uterus, in der Haut vor. 
Die Structur des Carcinoms der Milchdrüsen des Hundes, welches ich an Präparaten aus der hiesigen Thier 
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arzneischule untersuchte, ist mir wegen Aufbewahrung in Weingeist nicht so klar geworden, um mich speciell dar 
über zu äussern. 
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II. Vom Carcinoma reticulare. 
Die Form des Krebses, welche ich Carcinoma reticulare nannte und meines Wissens zuerst beschrieb ), ist 
noch häufiger in der weiblichen Brust als das Carcinoma simplex. Von dem letzter unterscheidet es sich sogleich 
auf dem Durchschnitt durch die weissen mit blossen Augen erkeunbaren reticulirten Figuren, welche die graue Masse 
durchziehen. Es erreicht leichter ein grösseres Volumen als das Carcinoma simplex, und unterscheidet sich von die 
sem auch durch seine Tendenz zur Lappenbildung. In der Consistenz gleicht es bald dem Scirrhus, bald ist es wei 
cher und nähert sich an Consistenz dem Markschwamm. Eine grosse Anzahl von Beobachtungen hat mich überzeugt, 
dass die Consistenz bei dieser Form des Carcinoms ganz variabel ist, während die Structur immer dieselbe bleibt und 
so eigenthümlich ist, dass sie von dem blossen Auge auf dem Durchschnit sogleich erkannt wird. Ausser dem Car 
cinoma alveolare lässt sich keine Form des Carcinoms so leicht erkennen. Der bei weitem grösste Theil der krebs 
artigen Entartungen der weiblichen Brust ist von dieser Bildung und ich habe in vier Jahren mehr denn dreissig Fälle 
davon frisch gesehen. Sämmtliche Präparate verdankte ich der grossmüthigen Unterstützung der Herren v. Gräfe 
und Dieffenback. 
Aber auch in anderen Organen erscheint das Carcinoma reticulare häufig genug. In den angeschwollenen Ach 
seldrüsen sah ich das Reticulum bei Carcinoma reticulare mammae. Einmal sah ich es am Magen. Bei Kindern und Er 
wachsenen beobachtete ich es an Geschwülsten der Orbita und des Bulbus oculi mit vollständiger Degeneration der 
Augenmuskeln, des Sehnerven und der Augenhäute. Diese Geschwülste waren von Herrn Jüngken exstirpirt wor 
den. Ich sah die Form unter vielen nur einmal an den Lippen. In einem Falle hatte sich das Carcinoma zu un 
geheuren Massen im vordern Theil des Cavum mediastini der Brust oder im sogenannten Cavum mediastini anterius 
entwickelt, ähnliche aber kleinere Knoten hatten sich an der Oberfläche dés Herzens entwickelt. 
Das Carcinoma reticulare besteht auch aus einer grauen kugeligen Grundmasse, die in ein Maschengewebe von 
Faserbündeln, Stroma (Tab. II. Fig. 1.), eingebettet ist. Letzteres erkennt man aber erst, wenn die graue körnige 
Masse ausgeschabt oder ausmacerirt wird. Die graue Masse besteht aus ähnlichen durchsichtigen Bildungskugeln oder 
Zellkugeln wie das Carcinoma simplex. Diese enthalten auch oft ein oder zwei oder mehrere kleinere Bläschen mit blas 
sen Kernen. Tab. II. Fig. 2. In anderen Fällen konnten die kleineren Keimzellen nicht im Innern der grösseren Bildungs 
kugeln erkannt werden. Dagegen zeigten sich dann im Innern der durchsichtigen Zellkugeln viele kleine Körnchen. 
Solche kleine Körnchen waren auch zuweilen in grosser Menge frei zwischen den Bläschen, die kleinsten mit Mollecular 
bewegung. Die blassen Zellkugeln hatten einen Durchmesser von 0,00021—,0,00036 — 0,00040 P. Z. Der Durch 
messer der darin enthaltenen Körnchen betrug nur ½ — 4 vom Durchmesser der Zellen. 
Eigenthümlich sind nun die mehr oder weniger deutlichen in dieser Form des Krebses nie fehlenden weissen 
oder weissgelben reticulirten Figuren, Siehe Tab. I. Fig. 1.—8. Die Figuren sind unregelmässig netzförmig, zuweilen 
ästig oder fleckig. Es sind keine erweiterten Gefässchen mit verdickten Wänden, wie sie im Carcinoma simplex zu 
weilen gesehen werden, sondern eigenthümliche Bildungen. Die reticulirten Figuren entstehen nämlich aus der Ein 
lagerung von weissen Körnern in die graue Masse. Diese Körner scheinen nicht zellig, sondern sehen meist aus wie 
ein Conglomerat von undurchsichtigen Körnchen zu rundlichen oder länglichen Körperchen. Tab. I. Fig. 12. Meist 
sind die weissen Körner rundlich oder oval. Sie sind 2 — 3 — 4mal so gross als Blutkörperchen. Ihr grösster Durch 
messer reicht bis 0,00071 P.Z. Zuweilen sind die weissen Conglomerate mehr länglich und mehrmal länger als breit. 
Gewöhnlich aber sind die weissen Körperchen so zerstreut in der grauen Masse, dass das ganze ihrer Vertheilung mit 
blossen Augen oder mit der Loupe angesehen, das Ansehen eines weissen Netzwerks hat. Siehe Tab. I. Fig. 9. 
Wendet man stärkere Vergrösserungen des einfachen Mikroskops bis zum 8fachen und 16fachen des Durch 
messers an, so sieht man schon, dass die weissen Figuren bloss von weissen Körnchen entstehen. Tab. I. Fig. 8. 
*) Repertorium für Anatomie und Physiologie. 1837. 2. Abth. p. 263. 292. 
**) Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften. December 1836.
	        
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