Full text: Lfg. 1: Bogen 1 - 15 und Tafel 1 - 14 (1)

— 14 
Cruveilhier, dass der Krebs im Systema capillare venosum seinen Sitz habe. Mir scheint dies blosse Venenentzündung 
anzuzeigen. Selbst die Areolae des Alveolenkrebses, dessen Maschen mit einer gallertigen Materie gefüllt sind, hält 
Cruveilhier für das venöse Netz des afficirten Organes. Daher kommt dieser verdienstvolle Forscher auf die Theo 
rie *), dass im Krebs das Venennetz das einzige afficirte sey, dass die übrigen organischen Elemente durch Atrophie 
eingehen, in dem Maass als das Venennetz eine ungeheure Entwickelung erreicht, was er durch den Uteruskrebs er 
läutert. Die Aufmerksamkeit scheint mir vielmehr hauptsächlich auf die organische Structur des Gewebes des Kreb 
ses äusser den Gefässen gerichtet werden zu müssen, auf die Anordnung der Fasern, welche das Gerüste aller krebs 
haften Geschwülste bilden und auf die Materie, welche zwischen den Fasern entweder diffus oder in Zellen abge 
lagert ist, und welche den Gefässen zunächst fremd ist. 
Mit dieser feiner Art der Untersuchung des Scirrhus hat man sich früher nicht beschäftigt; nur Home**) hat 
eine mikroskopische Untersuchung über die Kügelchen des Scirrhus angestellt, die er so regelmässig und gleichgross 
rund abbildet, wie ich sie nie gesehen habe. Diese Kügelchen hält er für Lymphkügelchen, mit welchen sie nicht 
die geringste Aehnlichkeit haben. 
Aus der Untersuchung einer grossen Anzahl frisch exstirpirter krebshafter Brüste in allen Stadien der Ent 
wickelung, welche mir die Herren v. Gräfe und Diessenbach zukommen liessen, habe ich von dem Bau des gemeinen 
Brustkrebses oder Scirrhus ein sehr bestimmtes Bild erhalten. Diese unebenen meist nicht gelappten, sehr harten, dem Durch 
schnitt widerstehenden Massen zeigen auf dem Durchschnitt eine graue Grundmasse, welche dem Knorpel nur entfernt 
ähnlich sieht. Weissliche Bänder sind nicht regelmässig darin vorhanden. Der Scirrhus der Brustdrüse zeigt zuweilen hie 
und da weisse Fäden, in denen man ein Lumen erkennt, und welche einen farblosen oder weisslichen oder gelblichen Inhalt 
haben. Diese weissen Fäden scheinen von Verdickung der Wände der Milchkanälchen und Lymphgefässe herzurühren. 
Tab. I. Fig. 13. Im Scirrhus nicht drüsiger Theile fanden sich diese hohlen, weissen Fäden nicht. Die Masse des Scirrhus 
besteht aus einer faserigen und einer körnigen grauen Substanz. Die faserige Masse erscheint auf dem Durchschnit selten 
deutlich, sondern man erkennt sie erst beim Ausschaben der grauen Masse, für welche die erstere gleichsam das Lager ist. 
Ist die graue Kugelmasse durch Schaben oder durch Maceration entfernt, so zeigt die faserige Grundlage ein sehr unregel 
mässiges Maschengewebe von festen Faserbündelchen. Siehe Tab. I. Fig. 15. Die graue Masse, welche sich leicht aus 
der faserigen Grundlage durch Schaben entfernen lässt, besteht ganz aus mikroskopischen Bildungskugeln, welche wenig 
Zusammenhang untereinander haben. Man erkennt sie mittelst des Compositum theils bei Untersuchung sehr feiner 
Durchschnitte, theils, und noch besser, einzeln an abgeschabter Masse. Diese Bildungskugeln sind durchsichtig und hohle 
Zellchen oder Bläschen von 0,00045 — 0,00100.— 0,00120 P. Z. Durchmesser., In Wasser wie Essigsäure sind die 
Kugeln nicht löslich, sie lösen sich auch nicht in kochendem Wasser auf. In manchen dieser Zellen erkennt man nur 
einige wie kleine Körnchen aussehende Pünktchen, Tab. I. Fig. 10. 11., in anderen sieht man ein stärkeres Körperchen 
wie einen Kern oder wie ein kleineres in der Zellkugel, enthaltenes Bläschen, Tab. I. Fig. 14. Ich habe eine ziemliche 
Anzahl scirrhöser Brüste untersucht, in welchen es mir nicht gelungen ist, mich von der Existenz kleiner oder junger 
Zellchen in den Bildungskugeln zu überzeugen; dagegen sah ich diese in einigen Fällen sehr deutlich. Die Erschei 
nung jüngerer Bläschen in den grösseren scheint davon abzuhängen, ob man die Bildungskugeln gerade im Stadium 
der Entwickelung beobachtet. In einem Falle von unzweifelhaftem äusserst hartem schon aufgebrochenem Scirrhus der 
Brust zeigten sich sehr viele Bildungskugeln in dem Zustande, der in Tab. I. Fig. 14. abgebildet ist. Eine Anzeige 
dieser Structur gab ich zusätzlich zu Schwann's Aufsatz in Froriep's Notizen 1838. Januar. N. 3. In manchen dieser 
Zellen erkannte ich keinen bläschenartigen Inhalt, in anderen dagegen bei starken (4—500maligen) Vergrösserun 
gen sehr deutlich entweder noch eine kleinere oder 2 jüngere Zellen, wovon jede mit einem noch dunkleren kleinern 
Körperchen, dem Kern, versehen war. Die dicht gedrängten Haufen der Bildungskugeln liegen übrigens ohne Ver 
wachsung in den Maschen eines faserigen Stroma, aus welchem sie sich sehr leicht entfernen lassen. Mit der 
grössten Leichtigkeit lassen sich auch die einzelnen zarthäutigen Zellkugeln isoliren. Ob das in der Zellkugel 
oft deutlich enthaltene einfache oder doppelte bläschenartige Körperchen mit dem Kernpuncte dem Kern einer Zelle 
in deren Höhle entspreche, oder selbst eingeschachtelte junge Zelle sey, ist schwierig auszumitteln. Wäre es 
Kern, so wäre das kleine Pünktchen dem Kernkörperchen, welches Schwann in der Regel an den Kernen der foe 
talen Zellen fand, analog. Sind hingegen die blassen bläschenartigen Körperchen wirklich junge Zellchen, so ist 
das kleinere Körperchen derselben dem Kerne in der Wand einer Zelle analog, aus dem sie sich bildet. Die Blässe 
und Durchsichtigkeit des bläschenartigen Körperchens, das in der Bildungskugel enthalten seyn kann, ist gerade kein 
Beweis, dass es kein Kern sey; denn die Kerne sind zuweilen in den foetalen Geweben auch auffallend blass und 
sogar zuweilen bläschenartig. Indess ist es doch wahrscheinlich, dass die bläschenartigen Körper jungen Zellen ent 
sprechen. Dafür spricht sehr stark die Analogie mit dem Alveolarkrebs. Bei einem Fall von Carcinoma mammae 
simplex von einer 50jährigen Frau fand sich dieselbe Bildungsmasse mit anscheinenden jungen Zellchen in kleinen 
Geschwülsten der Rippen wie in der Brust. Da die meisten Gewebe primitiv beim Embryo zuerst aus Zellen bestehen, 
) Livr. 24. 
*) E. Home a short tract on the formation of tumours and the pecularities that are met with in the structure of those, that have become cance 
rous. London. 1830. Home lectures on comp. anat. Vol. IV. London. 1823. Tab. 9. Chirurg. Kupfert. Weimar, 1831, 53. Heft. Taf. 269.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer