Full text: Sechster Band (6)

§. 906. 
Von der Aufsaugung. 
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dung eines mit destillirtem Wasser gefüllten Gläschens, und 
konnte es Monate lang stehen lassen, ohne daß etwas daraus ver 
dunstet wäre. Wenn aber die Oberhaut dem Austritte von Flüs 
sigkeiten Hindernisse entgegensetzt, die in ihrem organischen Zu 
sammenhange mit der Haut freilich geringer sind und durch das 
andringende Blut leicht überwunden werden, so gestattet sie un 
gleich leichter den Eintritt: wenn Magendie (Nr. 789. I. p. 91) 
ein Stück Haut mit der Oberhaut nach außen in Form eines 
Beutels mit Wasser gefüllt hatte, so löste dieses beim Durch 
schwitzen die Oberhaut ab und sammelte sich unter demselben an; 
wendete er aber den Beutel um, so schwitzte es bald durch. Die 
zartere Oberhaut an den Lippen saugt sehr lebhaft ein; und an 
den übrigen Stellen des Körpers ist sie zwar nicht in gleichem 
Grade durchdringbar, läßt aber doch bei anhaltender Berührung 
tropfbare Flüssigkeiten, so wie Gase und Dämpfe hindurchgehen 
(§. 898. B). C) Die Einsaugung wird ferner durch den jedes¬ C. 
maligen Zustand des Organismus bestimmt, und zwar zuvörderst 
d) durch die Menge seiner Säfte, da jeder Körper die Feuchtig 
keit um so stärker an sich zieht, je weniger er selbst davon ent 
hält. Dutrochet ließ eine Pflanze an der Luft liegen, bis sie 
0,15 ihres Gewichts durch Ausdünstung verloren hatte; dann in 
Wasser gebracht, sog sie in den ersten 4 Stunden stündlich 20 
Gran ein und dünstete 8 Gran aus; nachher betrug die Einsau 
gung stündlich 9½ Gran und die Ausdünstung 9 Gran, und 
als nun das frühere Gewicht wieder gewonnen war, blieben Ein 
saugung und Ausdünstung einander ziemlich gleich. Wir haben 
(§. 840) gesehen, daß die Ausscheidung aus dem Blute um so 
reichlicher ist, je mehr dieses in sich aufgenommen hat, und eben 
so entspricht nun diese Aufnahme auch dem vorangegangenen Ver 
luste. Nach den Erfahrungen von Edward's (Nr. 413. p. 99 sq.) 
ist bei Fröschen die Einsaugung des Wassers um so lebhafter, je 
mehr sie zuvor durch Ausdünstung verloren haben; anfangs ist 
sie dann am stärksten, und dann nimmt sie in demselben Maaße 
ab, in welchem sie das Thier seinem frühern Gewichte nahe ge 
bracht hat; überhaupt aber wird auf solche Weise der Verlust 
schneller ersetzt, als dieser selbst erfolgt war. Die Einsaugung
	        
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