Siebzehntes Buch.
§. 905.
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(§. 865, I.), wie dies Wiegmann (Nr. 740) unter Andern
chemisch nachgewiesen hat; nach Saussure gilt dies aber gerade
von den giftigsten Stoffen am meisten; weil solche das Vermögen
nur das Angemeßne aufzunehmen vernichten, und nach Towers
(Nr. 190. II. Serie. VI. p. 293) saugen die Pflanzen erst, wenn
sie kränkeln und zu wachsen aufhören, fremdartige Stoffe ein. So
ist es denn auch möglich, daß Gifte im thierischen Körper die zu
nächst berührten Theile in einen krankhaften Zustand versetzen,
ihre natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse stören und dadurch
eingesogen werden. Indessen bleibt dies für die meisten Fälle
nur eine Voraussetzung, und die Schnelligkeit, mit welcher viele
Gifte aufgenommen werden, läßt keine solche Vermittelung den
ken, macht es vielmehr wahrscheinlich, daß sie auf einer Ver
wandtschaft mit der organischen Materie als solcher beruht, wie
diese aus gleichem Grunde von starken Säuren oder ätzenden Lau
gensalzen unmittelbar angegriffen wird. Das allgemeine Gesetz
der Verwandtschaft, so wie der darauf beruhenden Anziehung und
Einsaugung ist Verschiedenheit im Besondern bei Übereinstimmung
im Allgemeinen, oder, mit andern Worten, Differenz bei Iden
tität (§. 261. c). Wiewohl aber dieses Gesetz im Ganzen fest
steht, so können wir es doch nicht in allen einzelnen Fällen nach
weisen, und z. B. daraus nicht bestimmt erklären, warum auf
Wasser schwimmendes Fett vom Glase abgestoßen und vom Zinne
angezogen wird, Kork hingegen umgekehrt sich verhält. Und so
müssen wir denn auch in Betreff der die Einsaugung bestimmen
den Verwandtschaftsverhältnisse im Einzelnen bei Erfahrungssätzen
stehen bleiben, während der allgemeine Begriff seine Gültigkeit
behält. So stellt sich uns denn, abgesehen von der Einsaugungs
fähigkeit des Zellgewebes (§. 902. g) und der gefäßlosen organi
schen Substanz, wie sie im Eie gegeben ist (§. 290. c. 461 fgg.),
die Frage, ob Lymphgefäße und Venen, Wandung und Inhalt
c. der Gefäße verschiedene Verwandtschaftsverhältnisse zeigen. c) Zu
vörderst läßt schon das Verhältniß ihrer Wurzeln erkennen, daß
die Venen als unmittelbare Fortsetzungen der Arterien vorzüglich
zur Rückführung des Blutes, die in freien Netzen an verschiede
nen Flächen entspringenden Lymphgefäße hauptsächlich zur Einfüh¬