Full text: Sechster Band (6)

§. 994. 
Von den Lebenskräften. 
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geschlossen, daß eine regere Wechselwirkung sich daraus ergeben 
muß. b) Da der Organismus ein Selbstbestimmendes ist, so bringt 
das Leben die eigne Wärme als Bedingung seiner Außerung selbst 
hervor, und zwar theils durch die Beschaffenheit seiner Gebilde, 
theils durch die Art seiner bildenden Thätigkeit selbst. Was das 
Erstere betrifft, so sind die organischen Gebilde überhaupt schlechte 
Wärmeleiter, d. h. zur Fortpflanzung eines von außen bestimmten 
Wechsels der Temperatur weniger tauglich: während nämlich dichte 
Körper der ausdehnenden Wirkung der Wärme mehr widerstreben, 
leiten sie dieselbe stärker, giebt ein lockeres Gewebe, wie es in der 
organischen Substanz im Allgemeinen sich findet, dem Einflusse 
mehr nach, und absorbirt ihn gleichsam, so daß er sich weniger 
auszubreiten vermag. So schafft das Leben selbst eine stärkere 
Haarbedeckung als Schutz gegen die bevorstehende Winterkälte 
(§. 617. i). Aber nach dem Tode nimmt der Körper, wenn 
auch langsam, die Temperatur der Umgebung an: die Wärme ist 
also durch den Lebensproceß hervorgebracht, und steht zu dessen 
Energie in geradem Verhältnisse. Das einer Entwickelung außer 
halb des mütterlichen Körpers fähige Ei widersteht zwar einiger 
maaßen dem Einflusse der äußern Temperatur durch seine Leben 
digkeit (§. 330. k); aber in seinem Anfange ist das Leben noch 
nicht kräftig genug, um Wärme entwickeln zu können, und da 
es derselben doch zu seiner Erweckung und Ausbildung bedarf, so 
wird sie vermöge der bestehenden Naturverhältnisse dem Eie und 
Embryo (§. 358. A), wie auch dem neuen Individuum nach sei 
ner Geburt und Enthüllung (§. 517. B) von außen mitgetheilt, 
wie andererseits die Zeugung auch durch äußere Wärme bedingt 
und gefördert wird (§. 243. a. 245. b. 296. a). B) Die Wär= B. 
meerzeugung fehlt auf keiner Stufe des organischen Reichs. 
c) In den Gewächsen zeigt sie sich nur selten auf eine entschie 
dene Weise, und die Verschiedenheit der Temperatur von der der 
Luft hängt hier vornehmlich theils von dem geringen Leitungsver 
mögen der vegetabilischen Substanz ab, theils vom Wurzeln im 
Erdboden, dessen Temperatur weniger wechselt als die der Luft. 
Innerhalb eines Baumstamms ist die Temperatur im Winter 
höher, im Sommer niedriger als in der Luft; gewöhnlich beträgt
	        
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