§. 994.
Von den Lebenskräften.
537
geschlossen, daß eine regere Wechselwirkung sich daraus ergeben
muß. b) Da der Organismus ein Selbstbestimmendes ist, so bringt
das Leben die eigne Wärme als Bedingung seiner Außerung selbst
hervor, und zwar theils durch die Beschaffenheit seiner Gebilde,
theils durch die Art seiner bildenden Thätigkeit selbst. Was das
Erstere betrifft, so sind die organischen Gebilde überhaupt schlechte
Wärmeleiter, d. h. zur Fortpflanzung eines von außen bestimmten
Wechsels der Temperatur weniger tauglich: während nämlich dichte
Körper der ausdehnenden Wirkung der Wärme mehr widerstreben,
leiten sie dieselbe stärker, giebt ein lockeres Gewebe, wie es in der
organischen Substanz im Allgemeinen sich findet, dem Einflusse
mehr nach, und absorbirt ihn gleichsam, so daß er sich weniger
auszubreiten vermag. So schafft das Leben selbst eine stärkere
Haarbedeckung als Schutz gegen die bevorstehende Winterkälte
(§. 617. i). Aber nach dem Tode nimmt der Körper, wenn
auch langsam, die Temperatur der Umgebung an: die Wärme ist
also durch den Lebensproceß hervorgebracht, und steht zu dessen
Energie in geradem Verhältnisse. Das einer Entwickelung außer
halb des mütterlichen Körpers fähige Ei widersteht zwar einiger
maaßen dem Einflusse der äußern Temperatur durch seine Leben
digkeit (§. 330. k); aber in seinem Anfange ist das Leben noch
nicht kräftig genug, um Wärme entwickeln zu können, und da
es derselben doch zu seiner Erweckung und Ausbildung bedarf, so
wird sie vermöge der bestehenden Naturverhältnisse dem Eie und
Embryo (§. 358. A), wie auch dem neuen Individuum nach sei
ner Geburt und Enthüllung (§. 517. B) von außen mitgetheilt,
wie andererseits die Zeugung auch durch äußere Wärme bedingt
und gefördert wird (§. 243. a. 245. b. 296. a). B) Die Wär= B.
meerzeugung fehlt auf keiner Stufe des organischen Reichs.
c) In den Gewächsen zeigt sie sich nur selten auf eine entschie
dene Weise, und die Verschiedenheit der Temperatur von der der
Luft hängt hier vornehmlich theils von dem geringen Leitungsver
mögen der vegetabilischen Substanz ab, theils vom Wurzeln im
Erdboden, dessen Temperatur weniger wechselt als die der Luft.
Innerhalb eines Baumstamms ist die Temperatur im Winter
höher, im Sommer niedriger als in der Luft; gewöhnlich beträgt