§. 980.
Neunzehntes Buch.
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streben der Seele das Leben zu erhalten die wechselnden Bewegun
gen errege; allein die von ihm hier ausnahmsweise benutzte Be
hauptung Stahls und seiner Schule, daß die bewußtlose Lebens
thätigkeit von der Seele bestimmt werde, konnte hier außer allem
Zusammenhange mit dem Systeme, dem sie entlehnt war, nicht
als gültig erscheinen; und wenn Blumenbach das Ausstoßen
der verdorbenen und das Einziehen frischer Luft für ein Werk der
Heilkraft der Natur erklärte, so war dies zu unbestimmt, als
daß es hätte genügen können. In der bewußtlosen organischen
Thätigkeit des Nervensystems muß ein Wechsel Statt finden, der
auch unabhängig vom Willen die Athmungsbewegungen erregt.
Dies erkannte Bartels (Nr. 771. S. 99 fgg. 141 fgg.) inso
fern an, als er den Rhythmus des Athmens von dem Antago
nismus und der alternirenden Thätigkeit des Gehirns und des
Rückenmarks ableitete; aber den Grund dieses Alternirens suchte
er wieder in einem äußern Verhältnisse: beim Einathmen soll
nämlich das Gehirn mehr arteriöses Blut empfangen und dadurch
gereizt den Lungenmagennerven erregen, so daß die Ausathmungsbe
wegung der Lungen (§. 969. g) eintritt; hierdurch soll dagegen
das Gehirn von dem sich ansammelnden venösen Blute außer
Thätigkeit gesetzt und für den Augenblick gelähmt werden, wo
denn das Rückenmark frei wirken und die Einathmungsbewegun
gen hervorrufen kann. Allein beim gewöhnlichen Einathmen
strömt das Blut nicht stärker zum Gehirne, und bei anhalten
dem Einathmen häuft sich eben so wohl wie bei zu lange fort
gesetztem Ausathmen venöses Blut daselbst an (§. 766. A); übri
gens wären die Athmungsbewegungen bei Fischen und andern nie
dern Thieren auf solche Weise gar nicht zu erklären. o) Die Ein
athmungsbewegungen werden nicht allein durch die Muskeln des
Kehlkopfs und der Brust, sondern auch durch die von Nase und
Mund bewirkt, und diese wirken stärker und mit größerer An
strengung, wenn aus irgend einer Ursache der Eintritt frischer Luft
in die Lungen erschwert oder gehindert ist, selbst da, wo ihr Mü
hen schlechthin fruchtlos bleiben muß: so dauerten die Athmungs
bewegungen der Nase bei einem Kaninchen fort, welchem Foderá
(Nr. 580. XVI. p. 295) die Luftröhre unterbunden und weiter