Full text: Sechster Band (6)

§. 980. 
Neunzehntes Buch. 
494 
streben der Seele das Leben zu erhalten die wechselnden Bewegun 
gen errege; allein die von ihm hier ausnahmsweise benutzte Be 
hauptung Stahls und seiner Schule, daß die bewußtlose Lebens 
thätigkeit von der Seele bestimmt werde, konnte hier außer allem 
Zusammenhange mit dem Systeme, dem sie entlehnt war, nicht 
als gültig erscheinen; und wenn Blumenbach das Ausstoßen 
der verdorbenen und das Einziehen frischer Luft für ein Werk der 
Heilkraft der Natur erklärte, so war dies zu unbestimmt, als 
daß es hätte genügen können. In der bewußtlosen organischen 
Thätigkeit des Nervensystems muß ein Wechsel Statt finden, der 
auch unabhängig vom Willen die Athmungsbewegungen erregt. 
Dies erkannte Bartels (Nr. 771. S. 99 fgg. 141 fgg.) inso 
fern an, als er den Rhythmus des Athmens von dem Antago 
nismus und der alternirenden Thätigkeit des Gehirns und des 
Rückenmarks ableitete; aber den Grund dieses Alternirens suchte 
er wieder in einem äußern Verhältnisse: beim Einathmen soll 
nämlich das Gehirn mehr arteriöses Blut empfangen und dadurch 
gereizt den Lungenmagennerven erregen, so daß die Ausathmungsbe 
wegung der Lungen (§. 969. g) eintritt; hierdurch soll dagegen 
das Gehirn von dem sich ansammelnden venösen Blute außer 
Thätigkeit gesetzt und für den Augenblick gelähmt werden, wo 
denn das Rückenmark frei wirken und die Einathmungsbewegun 
gen hervorrufen kann. Allein beim gewöhnlichen Einathmen 
strömt das Blut nicht stärker zum Gehirne, und bei anhalten 
dem Einathmen häuft sich eben so wohl wie bei zu lange fort 
gesetztem Ausathmen venöses Blut daselbst an (§. 766. A); übri 
gens wären die Athmungsbewegungen bei Fischen und andern nie 
dern Thieren auf solche Weise gar nicht zu erklären. o) Die Ein 
athmungsbewegungen werden nicht allein durch die Muskeln des 
Kehlkopfs und der Brust, sondern auch durch die von Nase und 
Mund bewirkt, und diese wirken stärker und mit größerer An 
strengung, wenn aus irgend einer Ursache der Eintritt frischer Luft 
in die Lungen erschwert oder gehindert ist, selbst da, wo ihr Mü 
hen schlechthin fruchtlos bleiben muß: so dauerten die Athmungs 
bewegungen der Nase bei einem Kaninchen fort, welchem Foderá 
(Nr. 580. XVI. p. 295) die Luftröhre unterbunden und weiter
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer