§. 980.
Neunzehntes Buch.
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bis die Gase innerhalb und außerhalb der Höhle in gleicher Pro
portion stehen. Die Kiemen der im Wasser lebenden Insecten
enthalten wie die Luftröhren derselben Luft, die einen Theil ihres
Sauerstoffs verloren hat und mit Kohlensäure geschwängert ist
nehmen also Luft aus dem Wasser auf, aber verhältnißmäßig
mehr Sauerstoffgas, und hauchen kohlensaures Gas aus, so wie
auch Stickgas, wenn solches im Übermaaße vorhanden ist, so daß
die in ihnen enthaltene Luft der dem Wasser beigemengten gleich
C. wird. C) Das kohlenstoffige Blut der Lungenarterie zieht die an
Sauerstoff reichere Luft an sich, und der Druck der Atmosphäre
verdrängt die in den Lungen durch Wärme ausgedehnte Luft durch
eindringende dichtere Luft; andererseits zieht die Atmosphäre ver
möge ihrer Verwandtschaft zum kohlensauren Gas dieses aus dem
Blute an sich. Aber der Organismus greift in diesen an seiner
Peripherie Statt findenden, von chemischen Verwandtschaften be
stimmten Hergang durch Selbstthätigkeit ein, indem er durch eigne
Bewegungen jener gegenseitigen Anziehung zu Statten kommt, so
daß immer neues venöses Blut und frische atmosphärische Luft mit
einander in Wechselwirkung treten. Die Athmungsbewegung ver
stärkt sowohl die Abgabe von Kohlensäure (§. 843. m), als auch
die Aufnahme von Sauerstoff; und so beobachtete Bichat (Nr.
559. p. 259), daß bei Thieren, denen er die Luftröhre ver
schlossen hatte, das Blut im Aortensysteme später venös er
schien, wenn sie die Brust stark bewegten, indem durch diese
Stöße die Luft in vielfachere Berührung mit ihren Canälen
gesetzt wurde. Die Anziehungen von Seiten des Bluts und
von Seiten der Atmosphäre sind einander gegenseitig för
dernde, zum Theil auch einander bedingende und gleich
zeitig erfolgende Momente; aber die lebendige Bewegung, die
überall in wechselnden Gegensätzen auftritt, prägt auch dem Stoff
wechsel ihren Charakter auf, so daß beim Einathmen die Zugkraft
des Bluts und die Aufnahme des Sauerstoffs das übergewicht er
langt, beim Ausathmen hingegen die Wirksamkeit der Atmosphäre
auf die Kohlensäure des Bluts vorwaltend wird. Dieser Rhyth
mus des Athmens wird hervorgebracht durch die wechselnde Thä
tigkeit antagonistischer Muskelkräfte: beim Einathmen ist das über¬