Full text: Sechster Band (6)

§. 966. 
Neunzehntes Buch. 
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die verlängerten, netzförmig verbundenen Luftcanäle, von Schleim 
haut überzogen, hereinragen und die aus dem Wasser ausgeschie 
dene Luft aufnehmen. — Eine Darmathmung als Beihülfe ist 
c. unter den Wirbelthieren c) am bestimmtesten bei Cobitis fossilis 
zu erkennen. Dieser Fisch kommt von Zeit zu Zeit an die Ober 
fläche, schnappt Luft ein, und giebt zugleich Luft durch den After 
von sich, die in Blasen aus dem Wasser aufsteigt; die Kiemen 
athmung setzt dabei aus, und fängt nach etlichen Minuten erst 
wieder an. Da er in Sümpfen lebt, welche im Sommer großen 
theils austrocknen, so ist ihm die Luftathmung durch den Darm 
nöthig; aber auch in einer hinreichenden Menge Wasser ist sie 
ihm Bedürfniß. Nach Ermans (Nr. 584. XXX. S. 143) 
Beobachtungen lebte er in ausgekochtem und mit einer Schicht 
Ol bedecktem Wasser mehrere Wochen durch Luftathmung, ohne 
die mindeste Kiemenathmung; wurde er verhindert an die Luft zu 
kommen, so versuchte er mit den Kiemen zu athmen und starb. 
Wahrscheinlich finden ähnliche Verhältnisse bei andern Fischen Statt 
da sie von Zeit zu Zeit an die Oberfläche des Wassers kommen, 
um Luft zu schnappen, auch mehrere derselben sich dadurch bedeu 
tend aufblähen, z. B. Tetrodon, oder auch, wenn man sie aus 
dem Wasser zieht, einen knurrenden Laut von sich geben, z. B. 
d. Cottus scorpius (Nr. 168. II. S. 56). d) Einige Umstände 
dürften auch auf eine Darmathmung beim Menschen gedeutet 
werden. Wiewohl bei der Verdauung Gas aus den Nahrungs 
mitteln entbunden wird (§. 947), so wird doch auch Luft mit 
Speisen und Getränken verschluckt. Gosse (Nr. 639. p. 396) 
schluckte Luft allein, indem er bei Anhalten des Athems, ge 
schloßnem Munde und an den Gaumen gedrückter Zunge die Be 
wegungen des Schlingens machte; nach Magendies (Nr. 247. 
II. p. 131 sqq.) Beobachtungen konnten unter 100 Menschen 8 
bis 10 dies bewerkstelligen: gewöhnlich stieg die Luft wieder auf, 
bisweilen aber dehnte sie auch den Darm aus und ging durch 
den After ab. Nach dem Erstickungstode durch schädliches Gas 
namentlich kohlensaures, so wie durch irgend eine plötzliche Hem 
mung des Blutlaufs in den Lungen findet man eine stärkere Blut 
anhäufung in der Schleimhaut des Magens oder der Därme.
	        
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