§. 961.
Vom Athmen.
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Cisterne zum größten Theile leer geworden sein mußte. Es wurde
darauf der ductus thoracicus dicht über dem Zwerchfelle unter
bunden, und das Thier von der Rückenseite her geöffnet. Hier
nach zeigte sich die Cisterne wieder vollkommen gefüllt und gab
44 Gran Flüssigkeit, welche als aus Chylus und Lymphe be
stehend angesehen werden mußte, die eben erst aus den kleinern
Gefäßen zu der Cisterne gelangt waren. Die beiden Portionen
Flüssigkeit wurden in Uhrgläsern mit Weingeist übergossen. Der
selbe brachte augenblicklich milchweißes Gerinnsel hervor, welches
unter dem Mikroskope aus feinen Körnchen zusammengesetzte Fä
den wahrnehmen ließ. Die Flüssigkeit in beiden Gläsern wurde
darauf bei 30° R. zu langsamer Verdunstung gebracht, und
nachdem diese so weit erfolgt war, daß ein trockner, aber keines
wegs ganz ausgedörrter Rückstand blieb, ergab die Wägung der
ersten Portion 11½ Gran, die der zweiten nur 6 Gran. Es
war also der Gehalt von gerinnbarer Substanz im Chylus des
ductus thoracicus = 0,1982, im Chylus der Cisterne — 0,1363.]
Wenn Tiedemann und Gmelin im Chylus des Lymph
stamms weniger festen Gehalt fanden als in dem der Gekrösge
fäße, so haben vielleicht besondre Verhältnisse (§. 962. b) eine
Abweichung herbeigeführt.
§. 962. Früher hatte man angenommen, daß der Chylus in
den Gekrösknoten durch eine daselbst secernirte Flüssigkeit verdünnt,
und dadurch seine Gerinnung gehindert und sein Lauf befördert
werde; Haller (Nr. 95. VII. p. 237) aber überzeugte sich, daß
keine solche Verdünnung eintrete. Daß aber, wie Andre mein
ten, der Chylus in den Gekrösknoten durch den Zutritt thierischer
Geister umgewandelt werden sollte (ebd.), war ganz unerweislich.
Halten wir uns an wirklich vorliegende Thatsachen, so wäre es
a) möglich, daß die Galle einen Antheil an der Umbildung des a.
Chylus hätte, wie Berthold (Nr. 791. II. S. 114) und Ar
nold (Nr. 784. II. S. 166) annehmen. Haller (a. a. O.
p. 67) führt unter den Gründen für die Aufsaugung durch Ve
nen mit an, daß die Galle in einer die Quantität des ganzen
Darmkothes übersteigenden Menge secernirt und doch nicht im
Chylus gefunden werde, also unmittelbar in das Venenblut über¬