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Voms Bnilden.
von ab, daß das Blut, welches in die aufsteigenden Zweige der
Aorta einströmt, vielleicht ein anderes Mischungsverhältniß hat
als das, welches in die absteigende Aorta übergeht? In der That
sollen nach Boissier 6 Unzen (dem Maaße nach) Blut aus der
Carotis um 17 Gran weniger gewogen haben als das aus einer
andern Arterie, und nach Taube soll der Gehalt an Se
rum im Blute der Schenkelarterie zu dem in der Carotis wie
1:1,27 sich verhalten (Nr. 95. II. p. 12). Indessen bedürften
diese Versuche noch sehr der Bestätigung. Wie dem aber auch sey,
so finden wir doch in der den Lagenverhältnissen der Organe ent
sprechenden Verbreitungsweise des arteriösen Blutes im Ganzen ge
nommen den Ausdruck eines verhältnißmäßigen Übergewichts der
einen oder der andern Form des Bildens in den einzelnen Gegen
den. Wie beim Embryo das im Fruchtkuchen arteriös gewordene
Blut durch die untere Hohlvene in die aufsteigende Aorta gelangt,
während das in der obern Hälfte des Körpers venös gewordene
durch die obere Hohlvene in die absteigende Aorta fließt (§. 442.
c. 467. f.): so giebt beim Menschen nach der Geburt das aus
den Lungen gekommene arteriöse Blut seine ersten Strömungen an
die lebendigsten, edelsten Organe, an die Blühte des animalen Or
ganismus, Herz, Kopf und obere Gliedmaaßen, und zwar so, daß
die Strömung zu den sensiblen Gebilden mehr die gerade Rich
tung, näher an der Mittellinie verfolgt, während die zu den ir
ritablen Gebilden als eine seitliche Abweichung mehr nach außen
sich wendet. So erscheint der erste Gegensatz in den querlaufen
den Kranzarterien des Herzens als des Culminationspunctes der Irrita
bilität, und in der aufsteigenden Aorta, welche den höchsten Organen
der Sensibilität zugewendet ist und in der Carotis und Schlüsselbein
arterie den Gegensatz der reinen und der auf Irritabilität bezogenen
Sensibilität ausdrückt. Diese Gegensätze wiederholen sich in der
innern Carotis für großes Hirn und Auge, und der äußeren Caro
tis für das Gesicht und die Außenseite der Sinnesorgane, so wie
in der zum kleinen Hirne, Rückenmarke und Ohr aufsteigenden
Wirbelarterie und der quer abgehenden Achselarterie. — Das im
Aortenbogen abwärts sich wendende und dem Rumpfe entlang herab
steigende Blut geht durch Querzweige, namentlich durch die Rip¬