Full text: Vierter Band (4)

Vo m Beluitillaufe. 
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Verschiedenheit: Döllinger (Nr. 176. VII. S. 199) fand die 
feinsten arteriellen Strömungen sparsamer, schmäler, 
schärfer begranzt, 
mehr baumartig, die venellen hingegen zahlreicher, breiter, weniger 
scharf begränzt und mehr netzförmig verbunden. Das Verhältniß 
der Capacität beider Systeme näher zu bestimmen, ist schwierig, da 
dieselbe während des Lebens sich bedeutend ändert und so auch nach 
Maaßgabe der Todesart verschieden, z. B. nach einer Apoplexie 
größer, nach Verblutung kleiner gefunden wird; da ferner die Ar 
terien nach dem Tode sich mehr verengern, und die Venen durch 
Injectionen mehr ausgedehnt werden, als sie im Leben und im 
Normalzustande sind, wo man sie gewöhnlich mehr schlaff als 
strotzend findet. Wenn man daher das Verhältniß des arteriösen 
zum venösen Systeme in Hinsicht auf Geräumigkeit wie 1 : 4, 
oder wie 1 : 2,25 (4 : 9), oder wie 1 : 1,66 (3 : 5) angege 
ben hat: so sind dies nur ungefähre Schätzungen, von denen die 
letztere der Wahrheit am nächsten zu kommen scheint. Da nun 
jede Flüssigkeit, in einen kleineren Raum eingeengt, schneller fließt, 
als wo sie in einem größeren Raume sich ausbreiten kann, so läßt 
sich auch in den Arterien eine schnellere Strömung voraussetzen als 
in den Venen, und die gemeine Erfahrung, daß das Blut aus einer 
Venenwunde schwächer, langsamer fließt als aus einer Arterien 
wunde, bestätigt diese Annahme. Aber auch die unmittelbare Beob 
achtung des Blutlaufes in den Adern spricht dafür: Haller (Nr. 
152. l. p. 82. 83. 91 sq. 98) sah gewöhnlich das Blut in den 
Venen langsamer, ja selbst (ebd. p. 206) zwei- oder dreimahl 
langsamer fließen als in den Arterien, und nur zuweilen kamen 
ihm Fälle vor, wo die Geschwindigkeit gleich war. Letzteres nimmt 
zwar Spallanzani (Nr. 493. p. 268) als die Regel an, allein 
an einem anderen Orte (ebd. p. 190) beschränkt er diese Gleich 
heit auf die Adern von mittlerer Stärke und (ebd. p. 163) sagt, 
in den feinsten Venen sey die Strömung eben so schnell als in den 
feinsten Arterien, aber in den Venenästen langsamer als in ent 
sprechenden Arterien. Die Ungleichheit beider Strömungen wird 
auch durch Döllingers (al a. O. S. 211) und Wedemeyers 
(Nr. 529. S. 198) Beobachtungen bestätigt; Ersterer bemerkte an 
solchen Stellen einer Vene, wo sich eine Arterie einmündet, eine
	        
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