Full text: Vierter Band (4)

230 
Zwölftes Buch. 
D) Mit jedem Stoße des Herzens nimmt die Geschwindigkeit des 
Blutstromes in den Arterien zu, so daß er aus einer Wunde iso 
chronisch mit der Systole des Herzens in einem größeren-Bogen 
hervorspritzt und während dessen Diastole ruhiger quillt. Dies ist 
die Wirkung des Stoßes, die sich an jedem Puncte äußern muß, 
da die ganze Blutsäule durch ihn schneller fortgeschoben wird und nach 
demselben, da sie einmahl in Bewegung gesetzt ist, langsamer vorwärts 
rückt, so daß keine Lücke entsteht. Die Fortpflanzung des Stoßes 
im Blute ist aber für immer ungleich schneller als die Strömung 
des Blutes selbst. 
§. 711. a) Gemeiniglich findet man, daß alle Arterien gleich 
zeitig pulsiren, wie denn unter Anderen auch Haller (Nr. 152. I. 
p. 185) und Spallanzani (Nr. 493. p. 246) nach ihren ge 
nauen Untersuchungen dies als allgemein gültig aussprachen. 
Kerr (Nr. 498. p. 60. 144) schloß daraus, daß der Puls nicht 
von einer fortströmenden Flüssigkeit herrühren, also auch nicht durch 
das aus dem Herzen gestoßene Blut bewirkt werden könne: es 
folgt aber daraus nur soviel, daß er nicht auf einem wirklichen 
Fortrücken des Blutes, sondern auf einer Fortpflanzung des Sto 
ßes beruht, die über die ganze im Arteriensysteme enthaltene Blut 
masse als eine ununterbrochene Säule sich verbreitet. Die Erschüt 
terung einer Flüssigkeit pflanzt sich aber mit verschiedener Geschwin 
digkeit fort, je nachdem die seitlichen Wandungen beschaffen sind. 
Die Fortpflanzung ist momentan, wenn ein starrer Canal mit 
Flüssigkeit ganz gefüllt ist, so daß diese nicht seitlich ausweichen 
kann: so wird eine Portion Wasser aus einer, wenn auch noch so 
langen, metallenen Röhre in demselben Momente ausgestoßen, in 
welchem am anderen Ende ein Druck auf die Wassersäule wirkt. 
Ist dagegen die Flüssigkeit in einer Rinne, also an ihrer Ober 
fläche, von keiner festen Wandung umschlossen, so muß sie, da sie 
für immer nach allen Seiten hin einen gleich starken Druck aus 
übt, hier bei einem empfangenen Stoße nach der freien Seite, also 
nach oben hin, ausweichen und aufsteigen, dann aber, wenn sie 
durch ihre Schwere wieder sinkt, die nächst folgende Stelle ihrer 
Masse stoßen, so daß diese wieder über das Niveau empor steigt, 
und so fort: kurz die Erschütterung pflanzt sich hier allmählig und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer