Zehntes Buch.
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lität nicht zu realisiren vermag, geht nothwendig unter, und so
sterben die meisten Mißgeburten gleich nach der Geburt, selbst solche,
bei denen kein Grund des Todes in der Organisation zu finden ist,
z. B. die Doppelleibigen, die Monopoden u. s. w. b) Die Ver
hältnisse der Zeugung zur Lebensdauer, welche bei den verschiedenen
Gattungen gelten (§. 624, b) finden auch ihre Anwendung auf die
Individuen. Wenn man zweijährige Pflanzen düngt, daß sie schon
im ersten Jähre Früchte tragen, so sterben sie auch schon in dem
selben Jahre; wenn man dagegen bei der Resede oder einer ähn
lichen Pflanze die Blühten vor der Samenbildung abbricht, so be
kommt sie einen holzartigen Stengel, wird strauchartig und aus
dauernd (Nr. 264. II. p. 233); wilde Obststämme blühen später,
tragen weniger Früchte und leben länger als die im Garten ge
zogenen; die unfruchtbaren Blumen der Bastardpflanzen blühen
länger als die normalen (Nr. 29. II. S. 39). Werden die In
secten gehindert sich zu begatten, so dauert ihr Leben länger als
gewöhnlich (Nr. 125. S. 66 fg.); nach Hervieux wird der
Zeisig, wenn er jährlich brütet, 7 bis 10 Jahre, wenn er sich aber
nicht fortpflanzt, 22 Jahre alt; je fruchtbarer das Schwein ist,
desto früher stirbt es, und der unfruchtbare Maulesel soll älter wer
den als Pferd und Esel (Nr. 95. VIII. pars 2. p. 92 bis 95).
Das entgegengesetzte Verhältniß findet sich bei dem Menschen und
einigen Thieren: Hermaphroditen und andere zur Zeugung unfähige
Individuen sterben frühzeitig; man kennt keinen Castraten, der 70
Jahre alt geworden wäre, und Kapaune/ Hammel, Ochsen und
castrirte Pferde werden nicht so alt als Thiere, welche sich fort
pflanzen. Man hat kein Beispiel von sehr hohem Alter bei un
verheiratheten Menschen (Nr. 477. I. S. 116), und die, welche
ein ungewöhnliches Alter erreichten (§. 622, n), zeichneten sich meist
auch durch eine ungewöhnlich lange Dauer der Zeugungskraft aus.
Wenn aber bei Mönchen und Nonnen in Paris nach Depar
cieux, so wie bei Weltgeistlichen und Klosterfrauen in ganz Frank
reich nach Benoiston de Chateauneuf (Nr. 384. p. 22) die
Sterblichkeit geringer ist als bei Laien, so rührt dies wohl nicht
vom Cölibate, sondern von anderen günstigen Verhältnissen her;
übrigens war auch hier die Sterblichkeit beim männlichen Geschlechte,