Full text: Dritter Band (3)

Achtes Busch. 
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den Instinct hervorgerufen. Wie bei dem Zeugen als materieller 
Bildung der Organismus durch den Trieb bestimmt wird, seinen 
Charakter auf das Gezeugtwerdende überzutragen und die Entwicke 
lung der eigenen Kräfte in diesem zu fördern, so offenbart sich im 
Erziehen ein gleicher Trieb, aber in freithätiger Form und auf ein 
Freithätiges bezogen: was das Zeugende besitzt, will es auch dem 
Gezeugten mittheilen; dies ist ihm Bedürfniß, und um seiner selbst 
willen erzieht es, da die Zeugungslust bei ihm jetzt als Freude am 
Erziehen hervortritt. Wie bei den niederen Formen des animalen 
Lebens das Thier ohne Theilnahme der Mutter ausgebrütet wird 
so gedeiht es auch nach seiner Enthüllung ohne deren Pflege; höher 
steigert es sich, wo es dann noch geschützt und ernährt wird; bei 
den höchsten Thieren aber, namentlich bei denen, wo die Stimme, 
das vollkommenste Mittel gegenseitiger Verständigung (a), constant 
ist, bei Vögeln und Säugethieren tritt der Instinct zu vollständigem 
Erziehen, d. h. zu leiblicher Pflege, so wie zum psychischen Beleben 
und Unterrichten hervor. Im Menschen, wo des Lebens volle Be 
deutung sich aufschließt, gelangt das dunkle Gefühl der Erziehungslust 
zum Selbstbewußtseyn, und das, wozu der Instinct genöthigt hatte, 
erscheint nun als Vernunftgebot. Aber nie verliert der Instinct 
seine Macht gänzlich: vom Anfange an sind Kinder erzogen worden, 
und sie werden es immerfort und überall, und noch ehe man dar 
über sinnt, ob es nöthig sey, oder nicht (Nr. 441. II. S. 4). 
Eben weil die Vernunft nicht leblos und unnatürlich, vielmehr der 
wahre Grund des Lebens und die sich selbst offenbar werdende Na 
tur ist, stimmen ihre Gebote mit dem Instincte und den organischen 
Verhältnissen des Leibes überein. Diese Verkettung und gegenseitige 
Beziehung offenbart sich z. B. beim Säugen: während die Mutter 
die Pflicht erkennt, ihr Kind zu ernähren, bildet sie bewußtlos und 
unwillkührlich gedeihliche Nahrung desselben aus den eigenen Säften, 
und indem hier das dunkle, organische Leben mit dem lichten Selbst 
bewußtseyn im Einklange steht, wird die Mutterbrust geheiligt; der 
Gedanke an den geliebten Säugling und der Wunsch, ihm wohl 
zuthun, bewirkt Congestion in der Milchdrüse, vermehrte Bildung 
und freie Ausströmung der Milch; während aber die Mutter, wie 
bis zur Selbstvergessenheit in Liebe versunken, dem Kinde die Brust
	        
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