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Vom unreifen Lebensalter.
der Geburt Gras, während es gleichwohl vierzehn Tage lang ge
säugt wird; das Rennthier fängt nach einigen Tagen an, Gras und
Flechten zu fressen, das Kalb aber bedarf nach drei Wochen neben
der Milch noch anderer Nahrung. So findet nun auch der mensch
liche Säugling allmählig Behagen an Speisen, namentlich an wei
chen, breiartigen, mehligen, da sein Geschmacksinn sich mehr ent
wickelt und mehr Abwechselung verlangt, die Verdauungskräfte mehr
heterogene und feste Nahrungsmittel zu verarbeiten im Stande sind,
und die Muttermilch nicht mehr hinlängliche Nahrung darbietet.
h) Während des Säugens entwickelt sich der Magen mehr, so wie
er nach Bernt (Nr. 436. S. 275) schon durch das erste Athmen
aus der senkrechten Lage mehr in die wagerechte gebracht wird, in
dem das Zwerchfell tiefer herabsteigt. Nach Günz (Nr. 386,
S. 80) verändert sich der Magen des Neugeborenen nach der Auf
nahme der Nahrung so, daß seine größte Breite von 1. Zoll 6, Li
nien auf 1 Zoll 10 Linien, seine Höhe von einer Curvatur zur
anderen von 6 auf 9 Linien, und sein Durchmesser von vorn nach
hinten von 3 auf 9 Linien wächst, die beiden Mündungen aber,
die vorher 8 Linien von einander entfernt waren, auf 6 Linien zu
sammenrücken. Bei Wiederkäuern ist anfangs der vierte oder Lab
Magen (portio pylorica) allein thätig und sehr groß; aber all
mählig bilden sich die drei ersten Magen (portio cardiaca) weiter
aus. Wenn der Darm im Fruchtleben mehr ausschied und absetzte
als aufnahm, so wird beim Säuglinge die Aufnahme in ihm über
wiegend; seine Saugadern und Gekrösdrüsen bilden sich weiter aus;
der Unterschied von dicken und dünnen Därmen tritt deutlicher her
vor. Die peristaltische Bewegung ist, gereizt durch den reichlicheren
Gallenzufluß, lebhaft, aber anfangs weder nachdrücklich genug, um
feste Nahrung verarbeiten zu können, noch auch ganz regelmäßig,
weshalb denn auch die Milch oftmahls aus dem Magen wieder
ausgestoßen wird, ohne daß der Säugling Übelkeit dabei empfindet,
indem er sogleich von Neuem trinkt. i) Die Milch wird durch den
Zufluß des Magensaftes gesäuert und ist, wenn sie nach einer hal
ben oder ganzen Stunde ausgebrochen wird, größtentheils geronnen;
nach Schübler (Nr. 185. IV. S. 570) gerinnt vorzüglich der
Käsestoff, indem der Zieger weniger gerinnbar ist. Das Gerinnsel