Full text: Dritter Band (3)

Vom unreifen Lebensalter. 
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ob er sie verschlucken wollte (Nr. 10. p. 269), und preßt die Milch 
aus derselben theils durch Verdünnung der Luft mittelst des Ein 
athmens, wie die Milchpumpe die Milch durch Luftverdünnung aus 
der Milchdrüse zieht, theils durch eine von außen nach innen fort 
schreitende Bewegung der Saugorgane, welche gleich dem Melken 
die Milch von der Basis der Warze gegen die Spitze treibt. Bei 
des, Zug und Druck, wirkt gemeinschaftlich; indeß kann, wie na 
mentlich Petit (Nr. 173. 1735. p. 49) erwies, die Einathmung 
durch die Bewegung der Saugorgane ersetzt werden. Die Lippen 
bewegen sich wellenförmig, streichen die Warze von der Basis gegen 
die Spitze hin und setzen sich dann wieder an der Basis an, wäh 
rend der geschlossene Kiefer die Warze fest hält; die Zungenspitze 
zieht sich dann von vorne nach hinten und pflänzt so den Druck 
von der durch die Lippen umschlossenen Basis der Warze gegen 
deren Spitze wurmförmig fort, während die Zungenwurzel die Milch 
in den Speiseröhrenkopf treibt. Bei einer Gaumenspalte ist das 
Saugen schwer oder ganz unmöglich, theils weil die Warze nicht 
gegen die Gaumendecke gepreßt werden kann, theils weil die Luft 
durch die Nase in die Mundhöhle tritt, und daher beim Einathmen 
Der 
kein luftleerer Raum in dieser gebildet werden kann. 
Säugling bringt das Vermögen zu saugen mit auf die Welt, ver 
vollkommnet sich aber darin durch Übung, so daß er allmählig im 
mer stärker und anhaltender zieht; giebt man ihm eine Zeit lang 
nur zu trinken, so verlernt er auch wirklich das Saugen und stellt 
sich dann sehr ungeschickt an, wenn ihm die Brust gereicht wird. 
Nur wenn die Milch sehr reichlich ist, läßt er etwas davon aus 
dem Munde ausfließen; kommt sie zu stark, so daß er in Gefahr 
zu ersticken geräth, so läßt er die Warze los. Es geschieht näm 
lich nicht durch seine Anstrengungen allein, daß die Milch ausfließt, 
sondern die mütterliche Brust kommt ihnen durch harmonische Lebens 
thätigkeit zu Hülfe. Sobald der Säugling die Warze faßt, ent 
steht eine Turgescenz der Milchdrüse, wodurch ihre Milchgänge mehr 
ausgedehnt und eröffnet werden, und eine Congestion, durch welche 
die Secretion vermehrt wird; so spritzt die Milch oft, wenn der 
Säugling die Warze losläßt, bisweilen auch ehe er zu saugen be 
ginnt, in einem Strahle aus. Der menschliche Säugling kann die
	        
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