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Von der Geburt.
Leben getreten sind, theils weil der Fruchtkuchen seine lebendige
Wechselwirkung mit dem Geborenen aufgegeben hat; der eigentliche
Grund liegt also in der Bedeutung beider Organe und im Über
gange von äußerer, pflanzlicher zu innerer, animalischer Athmung.
c) Dabei sind aber die mechanischen Verhältnisse nicht zu übersehen,
welche der Stillung des Blutflusses zu Hülfe kommen. Die durch
schnittenen Nabelarterien verkürzen sich vermöge ihrer Contractilität
und ziehen sich von der Schnittfläche zurück, so daß ihre Mündun
gen von der umgebenden Sulze einigermaaßen geschlossen werden;
und dies ist um so mehr der Fall, wenn keine glatte Schnittfläche
gegeben ist, sondern durch Zerreißen oder Abbeißen des Nabelstranges
die Gefäße ungleich gerissen und gequetscht sind. So kann auch der
mechanische Andrang durch die Hüftarterien die ihm entgegenstehen
den vitalen Momente überwältigen und eine gefährliche, selbst tödt
liche Blutung herbeiführen, einerseits wenn das Kind noch nicht
völlig reif, also auch der Andrang des Blutes zum Fruchtkuchen noch
zu lebhaft, andererseits wenn die Blutmenge und die Strömung
durch die absteigende Aorta zu stark ist, oder endlich wenn der Na
belstrang zu nahe am Nabel abgeschnitten ist. Nach Zerschneidung
des Nabelstranges nämlich führen die Nabelarterien anfangs noch
Blut bis zum Nabel, und ihre Pulsation verbreitet sich auch über
eine Strecke ihres jenseit desselben liegenden Theiles; liegt nun die
Schnittfläche nahe am Nabel, so kann auch leicht Blut herausge
trieben werden. Daher erfolgt bei Thieren schon darum keine ge
fährliche Blutung, weil der Nabelstrang in der Nähe des Frucht
kuchens zerreißt (§. 499, a). Wenn Fantoni (Nr. 95. VIII.
p. 441) zuerst vermuthete, daß die Unterbindung des menschlichen
Nabelstranges überflüssig sey, und I. H. Schulze (Nr. 434.V.
p. 585 sqq.) dies weiter ausführte, so hatten sie insofern Recht,
als sie einen völlig naturgemäßen Zustand voraussetzten; nicht aber,
insofern die Vorsicht gebietet, den nachtheiligen Wirkungen eines
vielleicht unmerklich eintretenden abnormen Verhältnisses durch ein
unschädliches Mittel vorzubeugen. Wenn aber das Kind blutreich
genug ist, um einigen Blutverlust bei Durchschneidung des Nabel
stranges vertragen zu können, so war es wieder eine Übertreibung,
wenn man meinte, es sey nicht nur die von selbst dabei erfolgende