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Fünftes Buch.
war. Schon Röderer (Nr. 339. p. 15) machte eine ähnliche
Beobachtung, indem auch er an der inneren Seite des Fruchtku
chens neben dem Nabelstrange eine zwischen dem Chorion und dem
Fruchtkuchen liegende, drei Zoll lange, anderthalb Zoll breite, aber
keine eigenthümlichen Wandungen habende Blase bemerkte; sie ent
hielt eine gelbliche, dünnem Eiter ähnliche Flüssigkeit, die bei an
gebrachtem Drucke in den Nabelstrang floß; auf dem Boden der
Blase lag eine weiche, einige Linien dicke scirrhöse Substanz.
Abnorme Überbleibsel früherer Bildung sind es, wo der Harnstrang
nach der Geburt eine Strecke lang, oder auch bis zum Nabel of
fen bleibt (Nr. 143. I. S. 653 fg.), so daß der Harn abwech
selnd durch Nabel und Harnröhre abfließt (Böckh in Nr. 191.
1824. 5 St. S. 120, Dupuytren in Nr. 245. IV. p. 219),
oder nur so lange aus dem Nabel fließt, bis die verwachsene Harn
röhre geöffnet ist (Nr. 348. II. p. 397. III. p. 472), oder erst
späterhin bei eintretenden Hindernissen in der Harnröhre aus dem
Nabel abzufließen anfängt (Nr. 349. p. 221). — Mit Recht
nimmt Jörg (Nr. 101. S. 299, 317) an, daß die Allantoide
zur Bildung der Harnblase beitrage, irrt aber, wenn er meint, sie
bilde sich von außen herein, und stehe in gleichem Verhältnisse zum
Harnsysteme, wie die Darmblase zum Verdauungscanale, welche
Meinung auch Oken (Nr. 250. I. S. 30) vorträgt: der Harn
sack wächst offenbar aus der Cloake hervor, und dieser Auswuchs
entwickelt sich bei den Batrachiern zu einer Harnblase, indem nur
die Wurzel des Allantoidenganges sich ausbildet und ein aus dem
Leibe tretender Harnsack gänzlich fehlt (Nr. 113. S. 560); um
gekehrt ist letzterer bei den Vögeln sehr stark entwickelt, schnürt sich
aber bei der weiteren Entwickelung gegen die Cloake ab, ohne eine
Harnblase zu hinterlassen. Wenn Oken (Nr. 189. 1819. S.
1118) übrigens die Allantoide für die Wurzel des Zeugungssyste
mes erklärt, so ist dies bloß aus der Luft gegriffen. /
§. 4416. Nachdem die Schleimhaute der Cloake sich als Allan
toide auszustülpen angefangen hät, wachsen die gespaltenen Enden
der Aorta an ihr hervor als Hüftnabelarterien oder Nabelarterien
schlechthin (arteriae omphalo-iliacae, s. umbilicales), geben spä
terhin, wenn das Becken mit seinen Eingeweiden und Gliedmaaßen