Full text: Zweiter Band (2)

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Vom Eie. 
ten. A.) Der Zweck dieser Eigenschaft ist klar: ohne sie wäre die 
Entwickelung der gelegten Eier nicht möglich; sie ist also eine Ein 
richtung, welcher eine Absicht zum Grunde liegt, oder deren eigent 
liche und wesentliche Ursache auf einem Gedanken beruht. Während 
das Ei, welches im mütterlichen Körper bleibt, hier mit Bestimmt 
heit die Bedingungen seiner weitern Entwickelung erfüllt findet, sind 
für das nach außen abgesetzte Ei die Verhältnisse nicht so in Be 
reitschaft, und es dauert oft lange, ehe sie die Entwickelung mög 
lich machen. Die Vögel fangen erst dann an zu brüten, wenn 
sie ihre reifen, zu einer Brut gehörigen Eier vollzählig gelegt ha 
ben, und das zuerst gelegte Ei muß seine Keimfähigkeit behalten, 
bis es mit dem zuletzt gelegten zugleich bebrütet wird. Die Eier 
mancher Thiere, z. B. der Schmetterlinge, werden in einer Jah 
reszeit gelegt, in welcher sie nicht entwickelt werden können, haben 
aber die Eigenschaft, bis zur nächsten günstigen Jahreszeit ent 
wickelungsfähig zu bleiben; dagegen die Eier, welche zu einer Zeit 
gelegt werden, wo die zu ihrer Entwickelung erforderlichen Verhält 
nisse vorhanden sind, z. B. die von Fröschen, haben keine so lange 
Dauer der Entwickelungsfähigkeit, da sie derselben auch nicht bedür 
fen. Während das Thier durch willkührliche Handlungen sein Ei 
in die zu dessen Entwickelung nöthigen Verhältnisse bringt, ist die 
Pflanze nicht im Stande, solche Verhältnisse aufzusuchen oder her 
beizuführen; ihr Ei ist also von dieser Seite weniger gesichert, wird 
es aber durch sein Vermögen, länger entwickelungsfähig zu bleiben, 
und so einen günstigen Zufall abzuwarten, der ihm die Bedingun 
gen der Keimung verschafft: fast alle Samenkörner sind wenigstens 
noch im zweiten Jahre keimfähig, während kein thierisches Ei so 
lange sich entwickelungsfähig erhalten kann, und so ist für die 
Pflanze durch die Bildung gegeben, was beim Thiere durch den 
B) Offenbar ist ferner die Beziehung 
Instinct erlangt wird. 
des befruchteten Eies und seiner äußern Verhältnisse zu seiner Ent 
wickelung. Die Entwickelung des Eies ist die Außerung seines 
Lebens; die äußern Verhältnisse aber, als Wärme, Wasser, Luft, 
können nicht den Stoff beleben, oder ihm das Vermögen, sich or 
ganisch zu entwickeln, ertheilen, sondern ihn nur veranlassen und 
erregen, dieses Vermögen zu äußern. Das Ei hat also vermöge
	        
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