13
Vom Eie.
ten. A.) Der Zweck dieser Eigenschaft ist klar: ohne sie wäre die
Entwickelung der gelegten Eier nicht möglich; sie ist also eine Ein
richtung, welcher eine Absicht zum Grunde liegt, oder deren eigent
liche und wesentliche Ursache auf einem Gedanken beruht. Während
das Ei, welches im mütterlichen Körper bleibt, hier mit Bestimmt
heit die Bedingungen seiner weitern Entwickelung erfüllt findet, sind
für das nach außen abgesetzte Ei die Verhältnisse nicht so in Be
reitschaft, und es dauert oft lange, ehe sie die Entwickelung mög
lich machen. Die Vögel fangen erst dann an zu brüten, wenn
sie ihre reifen, zu einer Brut gehörigen Eier vollzählig gelegt ha
ben, und das zuerst gelegte Ei muß seine Keimfähigkeit behalten,
bis es mit dem zuletzt gelegten zugleich bebrütet wird. Die Eier
mancher Thiere, z. B. der Schmetterlinge, werden in einer Jah
reszeit gelegt, in welcher sie nicht entwickelt werden können, haben
aber die Eigenschaft, bis zur nächsten günstigen Jahreszeit ent
wickelungsfähig zu bleiben; dagegen die Eier, welche zu einer Zeit
gelegt werden, wo die zu ihrer Entwickelung erforderlichen Verhält
nisse vorhanden sind, z. B. die von Fröschen, haben keine so lange
Dauer der Entwickelungsfähigkeit, da sie derselben auch nicht bedür
fen. Während das Thier durch willkührliche Handlungen sein Ei
in die zu dessen Entwickelung nöthigen Verhältnisse bringt, ist die
Pflanze nicht im Stande, solche Verhältnisse aufzusuchen oder her
beizuführen; ihr Ei ist also von dieser Seite weniger gesichert, wird
es aber durch sein Vermögen, länger entwickelungsfähig zu bleiben,
und so einen günstigen Zufall abzuwarten, der ihm die Bedingun
gen der Keimung verschafft: fast alle Samenkörner sind wenigstens
noch im zweiten Jahre keimfähig, während kein thierisches Ei so
lange sich entwickelungsfähig erhalten kann, und so ist für die
Pflanze durch die Bildung gegeben, was beim Thiere durch den
B) Offenbar ist ferner die Beziehung
Instinct erlangt wird.
des befruchteten Eies und seiner äußern Verhältnisse zu seiner Ent
wickelung. Die Entwickelung des Eies ist die Außerung seines
Lebens; die äußern Verhältnisse aber, als Wärme, Wasser, Luft,
können nicht den Stoff beleben, oder ihm das Vermögen, sich or
ganisch zu entwickeln, ertheilen, sondern ihn nur veranlassen und
erregen, dieses Vermögen zu äußern. Das Ei hat also vermöge