Zweites Buch.
356
bei ihrer Rückkehr im Herbste, denn dort erscheinen sie schon in dem
Gefieder der Brunst, und von Zeugungslust getrieben. h). Die
Stimme hat ihren Ursprung in dem an Liebe gränzenden Geschlechts
triebe. Unter den wirbellosen Thieren tritt sie zuerst auf bei den
jenigen, wo die Zeugung mehr in das psychische Leben eingreift, bei
den Insecten, und zwar vorzüglich zur Begattungszeit, wie denn
das Zwitschern der Cicaden und Locusten ein Lockgesang ist. Der
Fisch ist stumm, da seine Brunst kaum eine individuelle Beziehung
hat. Bei den Amphibien tritt mit einer innigern und brünstigern
Paarung auch die Stimme ein: die Frösche quaken um diese Zeit
unablässig, die Molche unken, die Schlangen und die Schildkröten
zischen, und das Krokodil schreit in der Brunst. So bekommen
auch viele männliche Vögel nur in der Brunst eine Stimme, oder
ihre Stimme wird dann stärker und ihr Gesang unerschöpflich, oder
sie bekommen einen eigenen Ruf, der zum Locken dient; manche
Weibchen bekommen auch ein Lockgeschrei, so wie mehrere von ihnen
noch einen besondern Ruf haben, wenn sie Eier legen, und wenn
sie Junge haben. Die Stimme drückt bei den Männchen das Ver
langen nach Begattung, bei den Weibchen mehr das Bedürfniß der
Befruchtung aus; eine männliche Wachtel, mit einer weiblichen zu
sammengesperrt, schlägt nicht; Staarweibchen hören auf zu singen,
wenn sie, auch ohne befruchtet worden zu seyn, ein Nest bauen
und Eier legen, und singen wieder, wenn man ihnen das Nest
nimmt. Männliche Vögel, welche den größten Theil des Jahres
die Begattung begehren, singen auch immer; bei den weiblichen ist
auch der Gesang wie die Brunst mehr auf einen bestimmten Zeit
raum beschränkt. Bei den monogamischen Singvögeln ist die Stimme
melodisch und zum Theil ein sanfter Gesang, Sehnsucht und Liebe
ausdrückend; bei den polygamischen Landvögeln ist sie mehr ein ver
langendes Geschrei. Der Fasan lockt seine Hühner mit abgebroche
nen Tönen, der Goldfasan und das Haselhuhn mit einem schmet
ternden, weit zu hörenden Pfiffe, der Birkhahn mit einem in Ter
zien aufsteigenden Gurgeln, welches bisweilen mit einem eigenen,
dumpf zischenden Tone abwechselt. Auch bei den Säugethieren tritt
eine eigene Modification der Stimme in der Brunst ein: dahin ge
hört das eigene Gebrüll des Rindviehes, das Geschrei der Katzen,