Full text: Erster Band (1)

Zweites Buch. 
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welchen das Weibchen ihm entgegensetzt, und die Hindernisse, welche 
die andern Männchen ihm in den Weg legen, machen es nur noch 
hitziger. So wächst beim Manne selbst die Liebe, wenn er dabei 
Schwierigkeiten zu bekämpfen hat; je gefährlicher und mißlicher, desto 
reizender ist sie für ihn, und da er immer seine Kraft in Thätig 
keit setzen will, so wird seine Liebe dadurch, daß sie ihm ein höheres 
Kraftgefühl gewährt, um so inniger und beständiger. d) Endlich 
ist die Richtung der Lebensthätigkeit von Einfluß. Der wollüstige 
Müssiggänger, der seine Kraft auf nichts Anderes zu richten weiß, 
hat, so wie der Blödsinnige, die meiste und anhaltendste Geschlechts 
lust, während geistige Beschäftigung und körperliche Thätigkeit die 
Kräfte im normalen Gleichgewichte erhält. Bei frühzeitig begonne 
ner und häufiger Begattung entwickeln sich die Zeugungsorgane stärker; 
wenn dadurch die Kräfte im übrigen Organismus schon schwinden, 
der Körper abmagert und austrocknet, bleibt die Samenbildung noch 
üppig, weil das Uebergewicht dieser Richtung der Lebensthätigkeit 
habituell geworden ist; und wenn endlich auch die Zeugungstheile 
welken, bleibt noch der Stachel der Geschlechtslust in der ausgearte 
ten Phantasie zurück. Umgekehrt wird durch gänzliche Enthalt 
samkeit in den reiferen Mannesjahren der Geschlechtstrieb getilgt 
und selbst ein Verwelken der Zeugungsorgane herbeigeführt, wie 
man es denn der Erzählung nach bei manchen Einsiedlern gefun 
den hat. 
Erscheinungen des Zeugungstriebes. 
§. 247. Die Veränderungen, welche in der Zeit der Fortpflan 
zung an den Zeugungsorganen eintreten, haben wir oben (§. 240.) 
betrachtet; wir wenden uns nun zu den Erscheinungen, welche der 
übrige Organismus während dieser Periode darbietet. a) Dieser 
Zeitraum bezeichnet den Gipfel des pflanzlichen und thierischen Le 
bens, oder fällt mit dem der höchsten Entwickelung zusammen. Die 
Insecten, die in ihrem vollkommenen Zustande nur kurze Zeit leben, 
begatten sich unmittelbar nach ihrer letzten Metari pose; so ist bei 
der Ephemera horaria, die nach der letzten Verwandlung binnen 
einigen Stunden sich begattet, Eier legt und stirbt, das ganze reife
	        
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