320
Zweites Buch
burt, Einsaat, fernere Entwickelung und endlich Enthüllung; bei
einem Theile der Amphibien und Fische beginnt der Hergang mit
der Geburt, und schreitet dann zu Befruchtung, Einsaat, Entwicke
lung und Enthüllung fort. Im Ganzen genommen, besteht also
der Anfang des Hergangs entweder in Befruchtung oder in Geburt,
— Bei
und das Ende entweder in Geburt oder in Enthüllung.
dem eigentlichen Zeugen, oder, insofern es geschlechtlich und daher
auch bestimmter zu erkennen ist, bei dem Befruchten, unterscheiden
wir die Triebfedern (§. 234) und die Handlung selbst (§. 264).
§. 234. Die Triebfedern des Zeugens zerfallen in unmit
telbare und mittelbare (§. 243). Die geschlechtliche Zeugung oder
die Befruchtung wird dadurch vermittelt, daß Männliches und Weib
liches mit einander in Berührung treten; die unmittelbare Trieb
feder ist also die bewegende Kraft, welche die getrennten Momente
des Zeugenden, seyen es nun bloß Zeugungsstoffe oder Zeugungsor
gane und zeugende Individuen in gegenseitige Berührung bringt.
Sie liegt entweder außerhalb (§. 235) oder innerhalb (§. 238) der
zeugenden Organismen, und im ersten Falle entweder in der un
organischen Welt (§. 236), oder in andern organischen Wesen
(§. 237).
§. 235. Die Pflanzennatur charakterisirt sich im Verhältniße zur
Thierheit als das Ursprüngliche (§. 218), besonders durch zwei Mo
mente. Erstlich ist hier die Individualität geringer, der Zusammen
hang mit dem Erdganzen aber inniger. Es fehlt die durch das
Nervensystem vermittelte Centralität, so wie die am Muskelsysteme
hervortretende, freie Bewegungskraft; was aber dem Gewächse an
Selbstthätigkeit und Freiheit abgeht, wird ihm durch die engere Ver
knüpfung mit den übrigen Naturkörpern ersetzt; die verschiedensten
Weltkräfte greifen in das Pflanzenleben ein, und füllen die Lücken
in demselben aus; der Erdboden, in welchem die Pflanze wurzelt,
bietet ihr den Nahrungsstoff dar, den sie nicht selbst sich suchen kann.
Zweitens ihr Leben ist auf ein Endliches gerichtet, auf organisches
Bilden beschränkt; da aber alles Leben auf ein Unendliches aus
geht, so äußert es sich hier als ein Streben nach unbegränzter schran
kenloser Bildung. Vermöge dieser überschwänklichen Bildungskraft
wiederholt sich jedes Organ vielfältig und in unbestimmter Zahl