Full text: Erster Band (1)

Vom Zeugenden. 
41 
§. 30./ Die Keimkörner (Sporae, germina granulosa) 
sind 34. 
Erzeugnisse eines Organismus, welche nicht Glieder desselben darstel 
len, wie die Sprossen, keine besondere organische Structur besitzen, son 
dern nur eine der übrigen Masse gleiche Textur haben, oder wie einfache, 
elementarische Theile (partes similares) des organischen Körpers er 
scheinen. Sie haben das Vermögen, sich selbst zu ernähren, zu wach 
sen und zu neuen Individuen sich auszubilden: wir könnten sie als 
Massenkeime bezeichnen, im Gegensatze zu den Sprossen als Glieder 
keimen. Sie entstehen durch ein Wachsthum, welches so fortschreitet, 
daß der Organismus die neu gebildete organische Substanz nicht zu 
sammen und an seine Individualität gebunden zu halten vermag, und 
diese Substanz daher als organischer, des eignen Lebens fähiger. Aus 
wurfstoff erscheint. Die Keimkörner sind entweder wie die Sprossen 
mit dem Stammorganismus anfangs verwachsen, und erscheinen als 
Wucherungen der festen Masse, die sich erst allmählig lösen; oder sie 
bilden sich aus der Flüssigkeit desselben, so daß sie sogleich ursprüng 
lich frei und ohne Continuität mit den festen Theilen sind. Sie lösen 
sich ferner als Klumpen lebensfähiger Materie vom Stammorganis 
mus, und können nach der Trennung mehr oder weniger lange in 
diesem Zustände verharren, ehe sie unter Einwirkung günstiger Ver 
hältnisse zu lebenden Individuen werden. Sie können also unter äu 
ßern Verhältnissen, welche dem vollständigen Leben ungünstig sind, und 
bei welchen also auch die Stammindividuen untergehen, sich behaupten 
die Existenz ihrer Gattung sichern und für eine künftige, günstigere 
Zeit aufbewahren, während dagegen bei der Sprossenzeugung das 
Leben des Jungen an das des Stammindividuums sich anschließt. 
Es wäre indeß möglich, daß dieses Merkmal nicht auf alle Keimkör 
ner paßte, sondern daß Einige derselben an der Stelle ihres Ursprungs 
zur Individualität sich entwickeln könnten. Die Erstern würden dann 
als eiartige, die Letztern als sprossenartige Keimkörner zu bezeichnen 
seyn, da die Keimkörner überhaupt zwischen Sprossen und Eiern mit 
ten inne stehn. Indeß werden die sprossenartigen Keimkörner wohl 
mit mehr Recht zu den Sprossen gezählt, wie denn überhaupt durch 
aus bestimmte Unterscheidungen und feste Grenzlinien für ganze Abthei 
lungen organischer Wesen kaum anzunehmen sind./ Die Keimkörner
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer