UBER DIE BASTARDERZEUGUNG
seyn würde, wenn ich ausser den Versuchen nach KöLREUTER's Art, deren Wie
derholung die Akademie wünschte, noch solche anstellte, welche auf eine noch ein
fachere und der Agrikultur näher liegende Weise die Wirklichkeit einer Bastarder
zeugung beweisen. Ich machte deshalb Versuche dreifacher Art: 1) nach KöLREU
TER’s Weise, durch Abschneiden der Antheren, und Belegung der Narbe mit frem
den Pollen; 2) solche, wobei ich durch Zusammenstellen und Ineinanderbinden ver
schiedener Pflanzen, die Einwirkung des fremden Blumenstaubes durch Hülfe der
Insekten vermittelte, und 3) solche, wobei nach möglichster Beraubung der Anthe
ren die Befruchtung durch den Wind verursacht wurde. Es freuet mich, dass ich
auch diese Versuche angestellt habe, da mir bei dem KöLREUTER’schen Verfahren nur
die bei einigen Verbascis, bei Nelken- und Tabakspflanzen angestellten Versuche
zum Theil gelungen sind. Denn, indem ich alle Zweifel der Gegner der Sexualität in
Hinsicht einer widernatürlichen Behandlung der Pflanzen, z. B. in Scherben, zu ent
kräften suchte, und meine Versuche nur an im freien Lande wachsenden Pflanzen
anzustellen beschloss, traf ich in der Ausführung auf mehrere Hindernisse von mei
ner Seite: das schwache Gesicht, die zitternde Hand, und das beschwerliche Bücken
und Knieen. Welchen Umständen (da ich nicht ohne Lupe unterscheiden konnte,
ob die Narbe schon von eigenem Pollen befruchtet sey oder nicht, und wenn sie
auch unbefruchtet war, durch das Zittern beim Abschneiden der Staubbeutel, die
selbe unwillkührlich befruchtete) ich es wohl meistens zuzuschreiben habe, dass mir
von denen in so grosser Menge angestellten KöLREUTER’schen Versuchen nur so we
nige geglückt sind. Ein eben so grosses Hinderniss mag mir aber wohl der Um
stand in den Weg gelegt haben, dass ich, in zu grossem Vertrauen auf frühere ge
lungene Versuche bei nur verschiedenen Arten *), oft den Pollen von ganz verschie
denen Geschlechtern wählte, da viele Narben, meinen öfteren Versuchen zufolge, den
Pollen von zu entfernten Geschlechtern entweder gar nicht, oder doch äusserst
schwer annehmen, weshalb ich von mehr als 40 Versuchen entweder gar keine, oder
doch nur unvollkommene, zwar oft die äussere Umhüllung besitzende, doch aber
nicht keimfähige Saamen erhielt. Ich machte sogar die meiner Ansicht nicht gün
*) So erzeugte ich z. B. schon in meinem 16ten Jahre, zu grosser Zufriedenheit des verstorbenen Leibarzts
Porr, ein Pelargonium inquinans-acetosum und ein Pelargonium lanceolato-stenope
talum