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geplündert, wenn sie ihre Mauern verlassen hätten, um
sich auswärts schlagen zu lassen. Wo es Beute gibt,
da sehen die Beduinen ihren Feind. Zu Traktaten
sind sie immer bereit, weil mit den Stipulationen Ge
schenke verbunden sind, aber Verpflichtungen kennen
sie nicht, es sey denn, daß die Noth sie gebietet.
Ihre Grausamkeit hat indeß nichts abscheuliches; die
jenigen von uns, die sie gefangen genommen hatten,
beschrieben die Leiden ihrer Gefangenschaft, wenn sie
sie erzählten, mehr als eine Folge der Lebensart die
ser Nation, als ihrer Barbarey. Offiziere, die ihre
Gefangene gewesen waren, versicherten, daß die Ar
beit, die man von ihnen verlangt hätte, weder schwer,
noch grausam gewesen sey. Sie mußten unter Auf
sicht der Weiber die Esel und Kameele beladen und
führen, aber freylich auch alle Augenblicke Halt ma
chen und aufbrechen. Die ganze Hauswirthschaft ließ
sich zusammen legen und höchstens in einer Viertel
stunde war man unterwegs. Die ganze Hauswirth
schaft bestand übrigens in einer Korn- und Kaffeemüh
le, einer Eisenplatte, um Brodkuchen zu backen, ei
ner großen und kleinen Kaffeekanne, einigen Schläu
chen, einigen Kornsäcken und der nöthigen Zeltlein
wand, in welche dies alles gewickelt wird. Eine
Handvoll geröstetes Getreide und 12 Datteln, waren
die gewöhnliche Mundportion eines Marschtages, und
ein wenig Wasser, das wegen des Mangels desselben
zu allem Uebrigen schon gedient hatte, ehe man es
trank. Die Offiziere waren aber durch diese schlechte
Behandlung nicht niedergeschlagen geworden, sie erin
nerten sich daher auch nie mit Bitterkeit an diesen
traurigen Zustand, weil sie ihn bloß getheilt hatten.
Die Beduinen sind sehr tolerant, sie haben keine
Vorurtheile des Fanatismus, Ehrwürdig gewordene