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glück theilt, und das vor Hunger und Elend umkom
men muß. Unsere Soldaten geben ihr sogleich, durch
drungen von Mitleiden, einen Theil ihrer Tageskost,
vergessen ihre eigene Bedürfnisse, da sie so drückende
vor sich sehen, und entziehen sich das kostbare Wasser,
dessen sie bald ganz werden entbehren müssen. Mit
einem Mahle sehen sie einen Wüthenden heran stürzen,
der sich aus der Ferne an dem Schauspiele seiner Ra
che weidete, und dieses Schlachtopfer mit dem Auge
verfolgte. Er eilt herzu, entreißt ihren Händen dies
Brodt, dies Wasser, diese letzte Lebensquelle, die das
Mitleiden, so eben dem Unglücke schenkte. Halt!
schreit er, sie hat ihre und meine Ehre vernichtet, dies
Kind ist meine Schande, es ist der Sohn des La
sters. Unsere Soldaten wollen sich widersetzen, weil
er dem Weibe die Hülfe raubt, die man ihr eben lei
stete; aber seine Eifersucht geht in Raserey über, daß
der Gegenstand seiner Wuth noch ein Gegenstand der
Erbarmung seyn kann. Er zieht einen Dolch, giebt
dem Weibe einen Todesstoß, ergreift das Kind, hebt
es empor, und zerschmettert es auf dem Boden.
Dann bleibt er mit einer stumpfen Wildheit unbeweg
lich stehen, blickt die ihn Umgebenden starr an, und
trotzt ihrer Nache.
Ich habe mich erkundigt, ob es nicht Strafgese
tze gegen einen so abscheulichen Mißbrauch der Ober
herrschaft gebe. Man sagte mir aber bloß, er habe
freylich unrecht gethan, sie zu erstechen, denn wenn
Gott sie hätte wollen leben lassen, so hätte man sie
nach vierzig Tagen aus Erbarmen in einem Hause
aufnehmen und ernähren können.
Die Division Kleber die durch Dugua com
mandirt wurde, hatte den Weg nach Rosetle genom¬