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mehr Vollendung zu geben und sie auf eine Art zu über
mahlen, die der Vergänglichkeit weniger unterworfen
war. Ich machte einen Entwurf von diesem Basrelief
nach seinen Umrissen und mit Linien, die Verhältnisse
der Figuren zu bestimmen. Er lehrt uns die Regeln
und die Art ihrer Anwendung, wie ihre Mode kennen,
welche mit dem Vortheil allen Fehlern auszuweichen,
die falsche Gruppirung, und die unedeln Verhältnisse
verband, welche, um jene vollkommene Gleichheit,
die man an ihren Werken findet, und welche dem
Schwunge des Genies und dem Ausdruck des feinen
Gefühls so schädlich ist, zu einem ewigen Einerley
führt, die Kunst zum Handwerke herabwürdigt, und
die Skulptur bloß zur Verzierung der Architektur zur
Bilderschrift mißbraucht; wozu sie auch bey den Egyp
tern gewöhnlich angewendet wurde. Man bemerkt
daß nach den Regeln der egyptischen Zeichenkunst, die
Figur in zwey und zwanzig und einen halben Theil
abgetheilt wurde, daß der Kopf zwey und ein Drit
theil, folglich den achten Theil des Ganzen begriff,
und daß diese Verhältnisse dieselben sind, deren sich
die Griechen im heroischen Style bedienten. Meiner
Zeichnung fügte ich noch bey, was der Eifer des Ka
tholizism zwey tausend Jahre hernach an die Stelle
dessen setzte, was er vernichtete. Mit derselben Ge
nauigkeit nahm ich die Figuren der beyden Bischöfe
auf, wie jene des Horus, der dem Osiris ein Sinn
bild des Kopfes der Isis darbietet.
Ferner bemerkte ich unter den Basreliefs einen
kleinen Tempel, den man hieher verehrt hatte, mit
einem Portal, das man in der egyptischen Architektur
sonst nirgends findet. Eine kleine Figur, welche ein
Buch hält, zeigt, daß die egyptischen Künstler in Ab
bildung gemeiner Gegenstände sich ihrer, Laune nach