Full text: Denon, Vivant: Reisen durch Ober- und Unter-Aegypten während Bonaparte's Feldzügen

856 
Weg nach unsrer Wohnung zeigten. Jetzt erst konn 
ten wir uns das Elend jener Aermsten deutlich vor 
stellen, die von diesem Schreckniß der Natur in der 
Wüste ergriffen werden. Gewöhnt an den beständig 
heitern Himmel Egyptens, schien uns dieser schnelle 
Uebergang eine Ungerechtigkeit der Vorsehung. 
Tags darauf zog die Staubmasse unter denselben 
Ereignissen längs der Libyschen Wüste. Sie verfolgte 
die Bergkette, und schon glaubten wir uns von ihr 
befreyt, als der Westwind sie uns wieder brachte, und 
uns abermahls mit seinem stickenden Glutbade über 
schüttete. Schrecklich zerrissen die Blitze die finstern 
Wolken. Alle Elemente waren im fürchterlichsten Kam 
pfe. In die Feuerwirbel mischte sich der Regen und 
Staub; Bäune, Pflanzen und alle organischen Na 
turprodukte schienen in diesem Augenblicke des Schre 
ckens ins Chaos ihrer Vernichtung zurück zu stürzen. 
Hätte uns die Libysche Wüste diese Staubwirbel 
zugesandt, so hätten uns jene von Osten gänzlich 
überschwemmt. Kaufleute, welche am andern Tage 
vom Ufer des rothen Meeres ankamen, erzählten uns, 
daß sie in den Thälern bis an die Waden im Wasser 
gehen müssen. 
Zwey Tage nach dieser Schreckensszene, berichtete 
man uns, daß die ganze Pläne mit Vögeln bedeckt 
sey, die in geschlossenen Zügen von Ost nach Westen 
gingen. Wirklich schienen in der Entfernung die Fel 
der sich zu bewegen, oder wenigstens ein langer Strom 
sich in der Richtung, wie man uns gesagt hatte, über 
die Ebne wälzen. Im Wahne, es wären fremde Vö 
gel, die in großen Zügen das Land passirten, eilten 
wir sie zu erkennen. Aber statt den Vögeln fanden wir 
eine ungeheure Menge Heuschrecken, welche alles ab 
fraßen und bey jeder Pflanze, bey jedem Kraut so
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer