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lin nachlief, in unser Lager. Jeder war auf seinem
Posten und that seine Schuldigkeit mit Stillschweigen
und der größten Ordnung, so lächerlich auch die Ur
sache war.
Ein unglücklicher Koptischer Bischof, welcher in
jenem Slosse gefangen war, hatte sich, begünstigt von
der Finsterniß, mit einigen seiner Vertrauten geflüch
tet, und kam zu uns, vom Feuer unsrer Vorposten,
mit Wunden und Stößen bedeckt. Nachdein er etwas
zu sich genommen, erzählte er uns die Schrecken aus
führlich, welchen er entgangen war. Die Belagerten
hatten schon seit zwölf Stunden kein Wasser mehr.
Ihre Mauern brannten, ihre geschwollenen Zungen er
stickten sie. Jhre Lage war fürchterlich.
Einige Augenblicke hernach, eine Stunde vor Ta
ges Anbruch, forzirten dreyßig der bestbewaffneten Be
lagerten mit zwey Kameelen einen unsrer Posten und
schlugen sich durch.
Mit Tages Anbruch ging man durch die Breschen
in den Hof, und schlachtete vollends jene Unglücklichen,
die halbverbrennt noch einigen Widerstand wagten. Man
führte einen von ihnen zum General. Er schien einer
der Aufrührer und war so verbrannt, daß, als er sich
zum Niedersetzen bog, seine Haut von allen Seiten auf
sprang. Seine erste Rede war: Hat man mich hie
her geführt, mich zu tödten, so säume man nicht län
ger meine Leiden zu endigen.
Ein Sklav war ihm gefolgt. Er betrachtete sei
nen Herrn mit einem innigen ausdrucksvollen Blicke,
der mir für den Einen so wie für den Andern Ehrfurcht
einflößte. Die Gefahren, welche ihn betäubten, ver
mochten nicht sein Gefühl zu unterdrücken; er schien nus
für seinen Herrn zu leben; er sah, er hörte nichts außer
ihm.