Full text: Denon, Vivant: Reisen durch Ober- und Unter-Aegypten während Bonaparte's Feldzügen

290 
Diese Gräber sind merkwürdig, so sehr sie verschüttet 
und entstellt sind. 
In einem der größeren und einer Menge kleine 
rer, welche ihm folgen, findet man, wie in beson 
dern Zimmern, große sitzende Figuren. Diese Zim 
mer sind mit Hieroglypben, welche in den Felsen ge 
hauen sind, geziert, und mit gefärbten Stuck ausge 
führt. Sie stellen fast allezeit Personen vor, welche 
Brodte, Früchte, Flüssigkeiten, Bögel u. s. w. opfern. 
Die Decken, ebenfalls von Stuck, sind mit Arabes 
ken und allerhand in einander verschlungenen Schnör 
keln geziert und in einem eignen Geschmacke geformt. 
Der Boden ist mit mehreren Vertiefungen von der 
Größe eines Grabes und der Form der Mumiensär 
ge versehen. 
Ihre Zahl steht im gleichen Verhältniß 
mit den ausgehauenen Figuren. Jene, welche Män 
ner vorstellen, haben kleine viereckige Bärte und ei 
nen Kopfputz, der auf die Achseln herabhängt; jene 
der Weiber haben denselben Kopfputz, doch fällt er 
hier auf den entblößten Hals. 
Gewöhnlich haben diese letztern einen ihrer Ar 
me auf die Schulter der nebenstehenden Figur ge 
legt; in der andern Hand halten sie die Cotrusblume, 
eine Pflanze des Acheron, das Emblem des Todes. 
Die Gräber, wo sich nur eine Figur findet, sind 
wahrscheinlich Ruhekammern ledig Verstorbener; da 
wo drey erscheinen, die eines Mannes der zwey 
Weiber, entweder zugleich, oder nach einander hat 
te, vielleicht auch zweyer verheyratheter Brüder, die 
sich beyde nur ein Grab bereiteten. 
Die beständig gebrochnen Thüren ließen mich nie 
bemerken, wie sie geöffnet oder geschlossen wurden. 
Was ich an den übriggebliebenen Theilen unterschei¬
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer