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Trümmer, die man noch sieht, wie es höchst wahr
scheinlich ist, zu einem einzigen Gebäude, so war
dieses ungeheuer. In der Mitte ist ein großer Por
tikus mit Säulen von geschweiften Kapitälern von
den größten Verhältnissen. Auf der Mittagsseite hat
sich ein Thor vollkommen erhalten. Es gehörte zu
einer Ringmauch, welche aber zerstört ist.
Gegend Abend am Ufer des Nils erhebt sich
ein Damm von ungeheurer Größe, gegenwärtig an
seinen obern Theilen ruinirt. Die Ueberschwemmun
gen haben seine Grundfesten vierzig Fuß tief auf
gewühlt. Sie waren mit derselben Dauer und
Pracht gearbeitet, wie jene die bloß zur Verzierung
dienten.
Gegen Miternacht in derselben Richtung sieht
man die Ueberbleibsel eines Tempels, oder einer Gal
lerie, verhältnißmäßig weit kleiner, mit Säulen=Ka
pikälern.
Zwischen beyden leßztermn Gebänden war eine
Brustwehr mit ausgehauenen Steinen, welche den
großen Tempel in der Mitte sehen ließ. Der Anblick
muß prächtig gewesen seyn.
Es ist bekannt, daß die Egypter mehr auf über
mäßige Größe und mahlerische Wirkung als auf sym
metrische Richtigkeit sahen. Sie ersetzten sie durch
schöne Massen, durch reiche Verzierungen, große Par
tien und imposante Wirkungen. Es fragt sich: hat
ten sie Unrecht? Ohne mich auf eine Entscheidung
dieser Frage einzulassen, sage ich weiter nichts, als
daß die Trümmer von Ombos einen äußerst majestä
tischen, erhabenen Anblick geben. Ungeachtet sie im
Verfall sind, ungeachtet der elenden Hütten, womit
man sie verunstaltet hat, bieten sie noch immer das
schönste, bezaubernste Bild einer Ruine dar, so ro
mantisch