252
Mit Verdruß sah ich voraus, daß wir sehr spät
dort ankommen würden und unsere Abreise wahrschein
lich sehr früh vor sich gehen werde. Ich eilte im Ga
lopp, den vordersten Gliedern der Soldaten vorzukom
men, und noch vor Sonnenuntergang den Ort meiner
Bestimmung zu erreichen. Ich konnte für diesmahl
nichts thun, als die ses Gebäude durchreiten, dessen Grö
ße, Erhabenheit, Pracht und Standhaftigkeit, mit der
es der Zeit trotzte, alles übertraf, was ich bis jetzt in
Egypten gesehen. Der Eindruck den der Anblick die
ses großen Prachtgebäudes auf mich machte, war so
gigantisch, wie seine Verhältnisse.
Es bildet eine lange Reihe pyramidenförmiger
Thore, Höfe mit Gallerien geziert, Säulengänge, be
deckte Hallen, zum Theil aus dem Felsen selbst ge
hauest.
Die einbrechende Nacht hinderte mich, dieses au
ßerordentliche Gebäude völlig zu umwandern, und mei
ne Brust begann von neuem über das Schicksal zu er
seufzen, das mich von Gegenständen hinwegriß, an de
nen meiste Bewunderung fo gern länger verweilt hätte.
Die Festigkeit dieses Gebäudes stach wunderbar
mit den verwitterten Ruinen der neuern Bewohner in
seinem Innern ab. Ein Theil der Inwohner des Dor
fes hatte seine Wohnungen im Hofe des Tempels auf
geschlagen. Es waren elende Hütten, die, gleich den
Schwalbennestern an unsern Häusern, an den Mauern
klebten, ohne sie zu entstellen.
Diese Verwirrung, ärgerlich beym ersten Anblick,
bildet einen mahlerischen Contrast durch die Zusam
menstellung der verschiedenen Zeitalter und Menschen.
Es fragt sich: ist es billig von uns, anstößig zu fin
den, daß unwissende Völker ihrer Wohnungen leichtes
Gebälk an die Riesentrümmer der Vorwelt lehnen, oh¬