Full text: Denon, Vivant: Reisen durch Ober- und Unter-Aegypten während Bonaparte's Feldzügen

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Mit Verdruß sah ich voraus, daß wir sehr spät 
dort ankommen würden und unsere Abreise wahrschein 
lich sehr früh vor sich gehen werde. Ich eilte im Ga 
lopp, den vordersten Gliedern der Soldaten vorzukom 
men, und noch vor Sonnenuntergang den Ort meiner 
Bestimmung zu erreichen. Ich konnte für diesmahl 
nichts thun, als die ses Gebäude durchreiten, dessen Grö 
ße, Erhabenheit, Pracht und Standhaftigkeit, mit der 
es der Zeit trotzte, alles übertraf, was ich bis jetzt in 
Egypten gesehen. Der Eindruck den der Anblick die 
ses großen Prachtgebäudes auf mich machte, war so 
gigantisch, wie seine Verhältnisse. 
Es bildet eine lange Reihe pyramidenförmiger 
Thore, Höfe mit Gallerien geziert, Säulengänge, be 
deckte Hallen, zum Theil aus dem Felsen selbst ge 
hauest. 
Die einbrechende Nacht hinderte mich, dieses au 
ßerordentliche Gebäude völlig zu umwandern, und mei 
ne Brust begann von neuem über das Schicksal zu er 
seufzen, das mich von Gegenständen hinwegriß, an de 
nen meiste Bewunderung fo gern länger verweilt hätte. 
Die Festigkeit dieses Gebäudes stach wunderbar 
mit den verwitterten Ruinen der neuern Bewohner in 
seinem Innern ab. Ein Theil der Inwohner des Dor 
fes hatte seine Wohnungen im Hofe des Tempels auf 
geschlagen. Es waren elende Hütten, die, gleich den 
Schwalbennestern an unsern Häusern, an den Mauern 
klebten, ohne sie zu entstellen. 
Diese Verwirrung, ärgerlich beym ersten Anblick, 
bildet einen mahlerischen Contrast durch die Zusam 
menstellung der verschiedenen Zeitalter und Menschen. 
Es fragt sich: ist es billig von uns, anstößig zu fin 
den, daß unwissende Völker ihrer Wohnungen leichtes 
Gebälk an die Riesentrümmer der Vorwelt lehnen, oh¬
	        
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