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meinen erhabnen Originalen allein befand. Die Ge
danken, die mir ihr
gegenwärtiges Verlassenseyn ein
gab; die schauerliche
Erinnerung an den Ort, wo
ich mich, verlassen von
aller Hülfe, mancherley Unfäl
len ausgesetzt befand,
beflügelten meine Füße, meine
neugierigen Begleiter
aufzusuchen, welche schon bey ei
nem großen Tempel,
unfern dem Dorfe Medinet=Abu,
angekommen waren.
Im Vorbeyeilen bemerkte ich,
daß die Stelle von Ossimands Grabe bebaut war, und
folglich die Ueberschwemmung auch bis dorthin dringt;
weil die Gegend, wo das Nilbette erhöht war, oder
wo man in alten Zeiten durch Dämme das Eindrin
gen der Ueberschwemmung nach diesem Theile der Stadt
zu verhindern suchte, den wir eben bereisten, sich jetzt
in ein weitschichtiges Feld mit grünen Kräutern verwan
delt hatte, das eine reiche Erndte versprach.
Rechts auf dem Wege nach dem Dorfe Medi
net-Abu, am Fuße eines Berges, steht ein großer
Pallast in verschiednen Zeitaltern erweitert und ver
bessert.
So viel ich im Vorüberreiten beym ersten Ueber
blicke bestimmen konnte: ist der Grund dieses Gebäu
des, welcher, an den Berg gelehnt, mir der älteste
des Gebäudes schien,
überall mit tief eingehauenen
Hiroglyphen bedeckt.
Die Katholiken benützten ihn im
vierten Jahrhundert zu einer Kirche, gaben ihm zwey
Reihen Säulen, um im Styl der damahligen Zeit ein
Gewölbe zu tragen. Gegen Mittag befinden sich Epyp
tische Zimmer mit viereckichten Fenstern, Treppen mit
Geländern, das einzige Gebäude von allen die ich bis
jetzt gesehen, das kein Tempel war. Auf der Seite
waren Arbeitsgebäude von alten Baumateriealien er
richtet, vor ihnen war eine Façade und ein Hof un
vollendet geblieben.