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einer großen alten Stadt ein. Nachmittags um ein
Uhr waren wir angekommen, man mußte Lebensmit
tel für die Armee aufsuchen; Kranke spatzieren gehen
lassen; Schiffe mit Provision in Besitz nehmen, die
die Mamelukken nicht hatten mit fortbringen können;
wir beschlossen also die Nacht da zu bleiben, und ich
fing an, das heutige Siouth, eine halbe Stunde weit
von der Libyschen Gebirgskette, zu zeichnen.
Ich lief schnell auf dies Gebirge zu, um es zu
untersuchen, so begierig war ich, einen Egyptischen
Berg zu berühren. Schon seit Kairo hatte ich zwey
Ketten derselben im Gesichte gehabt, ohne es wagen zu
dürfen, eine einzige davon zu übersteigen. Ich fand
diese, so wie ich es mir vorgestellt hatte: wie eine Rui
ne der Natur, aus horizontalen und regelmäßigen
Lagen von Kalksteinen bestehend, die bald mehr bald
weniger weich und weiß waren, untermischt mit gro
ßen elliptischen und runden Kieselsteinen, die der Kern
oder vielmehr die Gebeine dieser langen Kette zu seyn,
ihre Existenz zu verlängern und ihren gänzlichen Um
sturz aufzuhalten scheinen. Diese Zerstörung wird täg
lich durch die salzige Luft bewirkt, die alle oberflächli
chen Theile des Kalksteins durchdringt, sie zersetzt, und
sie, so zu sagen, als Sandbäche herunterfließen macht,
Ueber dem Felsen häufen diese Bäche sich an, dann
werden sie durch die Winde fortgetrieben, und ver
wandeln immer weiter und weiter Dörfer und frucht
bare Felder in traurige Wüsten. Die Felsen sind fast
eine Virtelstunde von Siouth entfernt; innerhalb die
ses Raumes ist ein hübsches Haus des Kia=Chefs,
der im Nahmen des Soliman Beys die Herrschaft führte,
Die Felsen sind durch unzählige kleinere und größere
Grabmähler ausgehöhlt, die mit mehr oder weniger
Pracht verziert sind. Diese Pracht läßt keinen Zweifel