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flügelten Schlangen nicht gesehn, sey aber in jene
Thäler gegangen, und habe unzählige Skelette dieser
Ungeheuer gefunden. Ich glaube, — der Erzvater der
Geschichte mag es nicht übel nehmen! — der Ibis be
durfte es nicht, daß man seinetwegen Arabische Dra
chen erschuf. Er war doch schon interessant genug für
Egypten, das von selbst so viele schädliche kriechende
Thiere hervorbringt; aber der ehrwürdige Herodot war
ein Grieche, d. h. er liebte das Wunderbare.
Es giebt gar keine gepflügelte Schlangen mehr in
Egypten, aber dies Thier hat noch immer etwas von
seinem Zauber behalten. Ich war einmahl gerade bey dem
General en Chef, als man ihm einige Pfyllen vorstell
te. Man legte ihnen mehrere Fragen in Rücksicht der
Geheimnisse ihrer Sekte und ihrer Verbindung mit
den Schlangen, denen sie zu gebieten scheinen, vor.
Ihre Antworten zeigten mehr Kühnheit als Klugheit.
Man stellte sie auf die Probe. Könnt ihr wissen, sag
te der General, ob in diesem Palais Schlangen sind,
und wenn welche darinn sind, könnt ihr sie zwingen,
ihre Schlupfwinkel zu verlassen? Sie antworteten auf
beyde Fragen mit „Ja!" Man verlangte den Beweis.
Sie gingen durch alle Gemächer und erklärten dann,
es sey eine Schlange da. Nun suchten sie aufs neue,
um zu erforschen wo sie sey, bekamen keinige Konvul
sionen, indem sie vor einem Wassergefäße, das im
Winkel eines der Zimmer des Palais stand, vorbey
gingen, und versicherten dann, das Thier befindet sich
da, und in der That fand man es. Das war ein
wahrer Taschenspielerstreich. Wir sahen uns unter ein
ander an, und gestanden, daß sie sehr geschickt seyen.
Ich achte immer sorgfältig auf die Mittel, die
die Menschen anwenden, um über die Meynungen zu
herrschen, es that mir daher leid, bey der Prozession