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folglich Partikuliers waren, die diesen Anfwand her
gaben, und daß also zu vermuthen steht, daß die ein
balsamirten Vögel nicht alle auf eine gleiche Art in
einigen Tempeln, oder durch einige Priesterzünfte aus
Erkenntlichkeit für die Dienste, die das ganze Geschlecht
leistet, ernährt wurden. Wenn sichs mit den Vögeln,
wie mit dem Gott Apis verhalten hätte, so wäre ein einzi
ges Individuum hinreichend gewesen, und man würde
Töpfe der Art nicht zu Tausenden finden. Man muß al
so glauben, daß der Ibis, der alle kriechenden Thiere
verzehrt, in einem Lande, wo jene zu einer gewis
sen Jahrszeit im Uebermaß sind, sehr geachtet wurde;
so daß sich dieser Vogel, gerade wie der Storch in
Holland, durch die gute Aufnahme, die man ihm be
wies, an die Menschen gewöhnte. Jedes Haus hatte
folglich die seinigen, die ihm treu blieben, und denen
man nach ihrem Tode, so gut man konnte, die Ehre
des Begräbnisses erwies. Herodot sagt, man habe
ihm erzählt, daß es in den ersten bekannten Zeiten
eine große Menge solcher Vögel gegeben habe. Je nach
dem aber die Oberegyptischen Sümpfe ausgetrocknet
seyen, hätten sie sich nach Unter=Egypten gezogen, um
ihrer Nahrung nachzugehn. Das würde mit der Er
zählung der Reisenden: man finde bisweilen einige Vö
gel der Art auf dem See Menzaleh, wohl zusammen
stimmen. Wenn schon zu den Zeiten des Herodot die
Gattung abgenommen hatte, so ist es natürlich, daß
seine Existenz in unsern Tagen fast problematisch wird.
Herodot erzählt, die Priester von Heliopolis hätten
ihm gesagt, daß beym Zurückziehn des Nilwassers durch
die Thäler, die Egypten von Arabien trennen, ganze
Wolken von geflügelten Schlangen ankommen, und daß
die Ibis diesen Schlangen eutgegen gingen und sie
verzehrten. Er fügt hinzu, er selbst habe zwar die ge
Denons Reise.