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schen ehrfurchtsvoll dahin. Die Almehs aus allen
Theilen Egyptens strömen hieher, und das größte
Wunder des Ibrahim, der in Desour so angebetet
ist, ist das, daß er die Eifersucht der Muselmänner
während dieser festlichen Zeit aufhebt, und die Weiber
einer Freyheit genießen läßt, deren sie sich, wie man
versichert, in der denkbarsten Ausdehnung bedienen.
Man hatte, wie es hieß, einen Pallast für den
General bereitet, und wir wurden alle darin einlogirt.
Er bestand aus einem Hofe, einer offenen Gallerie
und einem Zimmer, das nicht schloß. Ich zeichnete
den Augenblick, wo der General Menou aus dem Fen
ster heraus den Vornehmsten des Landes, die sich im
Hofe versammelt hatten, Audienz gab, während man
das Frühstüick brachte, das sie uns hatten bereiten
lassen.
Der folgende Tag sollte zum Besuchen der übri
gen Dörfer unter des Generals Menous Gouverne
ment in der Provinz Sharkie verwendet werden. Auf
dieser Tour kamen wir durch Sanhour=el=Medin, wo,
wie man versicherte, eine Menge Alterthümer waren.
War dies etwa Sais? Immer angeführt, stützte sich
jetzt unsere Hoffnung auf den Beynahmen, el=Medin,
d. h. die Große, den man ihr wegen ihres Alter
thums oder wegen der ehemahligen Größe von Sais
beygelegt hatte; denn, nach Strabo war Sais die
Hauptstadt dieses ganzen untern Theils von Egypten.
Wir durchzögen eine große ausgedorrte Ebene, die
den Nil, der in tausend Gräben schon ankam, stünd
lich erwartete.
Sanhour= el=Medin,zeigte uns ebenfalls nur Ver
wüstungen, aber keine Ruine, die eine Gestalt hatte.
Die wenigen Fragmente von Sandstein und Granit,
die uns aufstießen, konnten nur einige Jahrhunderte alt