Physische Geographie.
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men der Ebbe und Fluth bekannt ist. Diese
wechselt an demselben Orte ungefähr binnen 24
Stunden zweymal, und findet auf derselben
Seite der Erde oder unter einerley Meridian ziem
lich auf gleiche Art statt. Ist aber hier Fluth,
so ist in einer Entfernung von 900 zu beyden Sei
ten Ebbe; hingegen noch 90° weiter oder unter
dem entgegengesetzten Meridian ebenfalls wieder
so daß Ebbe und Fluch mit ihren man
Fluth
nigfaltigen Abstufungen auf der ganzen Erde zu
gleicher Zeit zweymal vorhanden sind. Jeden Tag
erfolgen die Veränderungen an demselben Orte un
gefähr drey Viertelstunden später, als den Tag zu
vor. In der Nähe des Aequators sind diese Ab
wechselungen am stärksten, in höhern Breiten wer
den sie schwächer, und verlieren sich endlich ganz.
Die ganze Wassermasse des Meeres wird übrigens
dadurch in Bewegung gesetzt: sie strömt nach den
Küsten hin, wo die Fluth anwächst, und läuft von
denjenigen abwärts, an welchen die Ebbe ein
tritt.
An den Küsten der Ostsee verspürt man Ebbe und
Fluth nicht, wohl aber im mittelländischen Meere.
441. Es ist jetzt keinem Zweifel mehr unter
worfen, daß die Nachbarschaft des Mondes die
wahre Ursache der Ebbe und Fluth sey.