Ursprung der Quellen.
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ungeheure Hölen anzunehmen, worin sich Seen befänden,
deren Ausdünstüng diese Quellen erzeugte. Hohe Spitzen
können, wenn sie auch nicht von großem Umfange sind,
dennoch Quellen hinlänglich mit Wasser versehen, da sie so
oft von den Wolken bedeckt und aus ihnen getränkt werden.
Die Wassersammlungen, wenn es jene nasse Schichten.
sind, liegen gewöhnlich mit den Quellen horizontal; wenn
es hingegen Berghölen sind, oftmals viel höher, und das
Wasser verursacht durch seinen Druck, daß die tiefer liegen
den Quellen manchmal mit großer Gewalt hervorsprudeln.
Zu St. Venant in der Provinz Artois ist eine Quelle, die
sechs Fuß hoch springt, und aus einer Tiefe von ungefähr
200 Fuß kommt. Man machte mit einem eisernen Stabe
ein Loch in den Boden, und so wie man das Eisen wieder
herausgezogen hatte, sprang das Wasser hervor. Dieser na
türliche Springbrunnen hat nun schon seit 50 Jahren unun
terbrochen Wasser gegeben 1). In dem Bezirke von Mode
na muß man, nach Ramazzini's Berichte, um einen
Brunnen zu erhalten, fast 63 Fuß tief graben, da man
denn auf eine fünf Fuß mächtige und sehr feste Erdlage
kommt. Ist diese durchgebrochen, so springt das Wasser mit
großer Heftigkeit in die Höhe, und bringt Holz und Steine
mit. Etwas ähnliches bezeugt Popowitsch 2) von einer
Quelle in der Vorstadt Wiens.
Nicht selten liegen die Wasserbehälter oben auf den Ber
gen in Gestalt kleiner Seen zu Tage, wovon man in der
Schweiz häufig Beispiele antrifft. Das in ihnen angesam
melte Wasser dringt durch kleine Kanäle in den Berg hinein,
und kommt denn aus ihm wieder zum Vorschein. Von die
ser Beschaffenheit sind zwei Quellen zwischen Cluse und Sal
1) De la Metherie Theorie der Erde, aus dem Französischen von
Eschenbach. Leipzig 1797. 8. S. 265.
2) Bemerkungen der Churpfälzischen phyfikalischen oekonomischen Gesell
schaft vom Jahre 1770. 2 Th. S. 169.