Full text: Otto, Johann Friedrich Wilhelm: System einer allgemeinen Hydrographie des Erdbodens

Wassersäulen. 
nicht bei jedem Gewitter und in manchen Gegenden des 
Meeres öfter als in anderen entstehen, weil die zur Wir 
belbewegung erforderlichen Umstände nicht immer, und an 
einem Orte mehr vorhanden seyn können, als an anderen. 
Er begegnet endlich den Einwürfen, daß nicht alle Wasser 
hosen mit Blitzen sich endigen, und manche auch nach er 
folgter Berührung des obern und untern Theils dennoch 
fortwähren, dadurch, daß man die Blitze vielleicht nicht alle 
mal gewahr werde, und die heftige Bewegung des Wassers 
wegen seiner Trägheit auch nach aufgehobener Anziehung, 
noch eine ziemliche Zeit fortdauern könne. 
Hr. Girtanner*) will jedoch die Wasserhosen für 
keine electrische Wirkung gelten lassen. „Außerdem, daß es 
unbegreiflich ist, sind seine Worte, daß eine säulenförmige 
Wolke einen Funken aus dem Wasser sollte ziehen können, 
so dauert auch der electrische Funke nur einen Augenblick, 
hingegen die Erhebung des Wassers unter der Säule so 
lange, als die Wasserhose sichtbar ist. Er versucht es daher, 
die Erscheinung auf folgende Art zu erklären. Man 
stelle 
sich zwei Luftzüge in entgegen gesetzter Richtung vor; 
diese 
theilen der Luftmasse, durch welche sie getrennt sind, eine 
schnelle kreisförmige Bewegung um eine beinah senkrechte 
Achse mit. Geht nun diese kreisförmige Bewegung sehr 
schnell vor sich, so erhalten die kleinsten Theile der Luft, 
welche durch diese Bewegung fortgerissen werden, sehr bald 
eine beträchtliche Centrifugalkraft, welche, indem sie dieselben 
von der Achse der Rotation entfernt, den Druck vermindert, 
welchen diejenigen Theile vorher erlitten, die nahe bei 
der Achse sind. Die erste Wirkung dieses verminderten 
Drucks ist, daß dadurch die Luft bei der Achse mit Wasser 
übersättigt wird, und daher läßt dieselbe eine größere Menge 
Anfangsgrüinde der antiohlogistischen Chemie. Berlin 1792. 8. 6 
262. ff.
	        
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