Full text: Otto, Johann Friedrich Wilhelm: System einer allgemeinen Hydrographie des Erdbodens

Moresenel. 
als Wirbel, von welchen letztere in der Atmosphäre durch 
widrige Winde erzeuget werden. 
Einander entgegen laufende Ströme sind also die Ursach 
der Wirbel oder Strudel im Meere, und zwar kann man 
die Ebbe und Fluth als die hauptsächlichste Veranlassung der 
selben betrachten. Wenn diese Ströme mit der Fluth nach 
der einen, und mit der Ebbe nach der entgegen gesetzten 
Seite, bald zu= bald ablaufen; so sieht man leicht, daß sie 
das, was sich ihnen auf eine gewisse Weite nähert, an sich 
ziehen, mit sich fortreißen, oder gar verschlingen, und 
einer andern Zeit wieder von sich geben können. 
Der Euripus, oder chalcidische Meeresstrudel 
war schon den Alten ein Gegenstand der vorzüglichsten Auf 
merksamkeit, obgleich ihre Nachrichten davon sich sehr wider 
sprechen. Man verstand darunter eine Meerenge im Archt 
pel zwischen dem alten Böotien und der Insel Euböa. Ge 
gen die Mitte dieser Meerenge, wo sie am schmalsten ist 
sieht man das Wasser, bald von Norden, bald von Süden 
und zwar zehen, zwölf bis vierzehen Mal des Tages mit 
der Geschwindigkeit eines reißenden Stroms daher fließen. 
Strabo 1) und Pomponius Mela 2) gedenken 
desselben, sie weichen aber in der Erklärung seiner Wirkungs 
art von einander ab. Livius *) sagt von ihm, daß er 
unordentlich und unbeständig sey, als der Wind. 
Hiermit 
stimmt auch die Erzählung des Paul Lucas *) überein, 
welcher versichert, daß der Euripus seine Bewegung in einer 
Stunde wohl sieben Mal, zu anderen 
Zeiten aber nur ein 
Mal in zwei Tagen verändere. Der 
Jestit Babin 
1) Geogr. L. IX. 
2) De situ orbis Lib. II. Cap. 2. 
3) Hist. Lab. 25. Cap. 6. 
) Voyag, dans la Grèce de 1714. Tom. I. p. aa. 
5) Phil. Trans. abr. P. I. p. 289.
	        
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