Dritter Abschnitt.
Fünfte Abth.
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völlig dreißig Tage gebrauchte, ehe er wiederum wechselte:
da es aber nur 29 Tage 12 Stunden 44 Minuten und
3 Sekunden, in der mittlern Zahl, sind, so muß er sich täg
lich etwas weiter bewegen, und dieser Unterschied beträgt
ungefähr zwei Minuten. Es kann also die Insel, während
der Zeit, daß der Mond seinen Kreislauf in 294 Tagen in
der runden Zahl vollbringt, nur 284 Mahl vom Monde zu
Monde wieder herum kommen, und folglich nur doppelt so
viel Fluth und Ebbe in a. und c., alfo sieben und funfzig
Fluthen und eben so viel Ebben haben: oder, welches einer
lei ist, während der Mond zweimal wechselt, welches 59
Tage 1 Stunde 23 Minuten und 6 Sekunden ausmacht,
haben wir 57 doppelte Fluthen und eben so viel Ebben.
Hiernach sollte man nun glauben, daß an jedem Orte
die Fluthen alsdann am höchsten seyn müsten, wenn der
Mond gerade im Zenith oder Nadir eines Orts steht. Al
lein dies trifft nicht zu, sondern das Meer ist zu dieser Zeit
weder hoch noch niedrig, und die Fluthen finden sich nicht
eher ein, als einige Stunden nachher, wenn der Mond
durch den Mittagskreis gegangen ist: ein Umstand, woraus
man übereilt geschlossen hat, daß das Newtonsche System
nicht das wahre sey, und daß die Erhebung des Wassers
einer andern Ursach als der Attraction des Mondes zuge
schrieben werden müsse.
Der Grund dieser Erscheinung liegt aber in der Eigen
schaft des Wassers, welche man die Trägheit desselben nennt,
und die nicht gestattet, daß es in dem Augenblicke der Cul
mination) des Mondes seinen höchsten Standpunkt er
Vermöge jener Eigenschaft strebt das Wasser, in
reicht.
Zustande zu verbleiben, worin es einmal versetzt ist,
dem
So nennt man den Durchgang desselben durch den Mittagskreis. Man
sagt nemlich von den Gestirnen, welche bei ihrem täglichen Umlaufe
eben durch den Meridian gehen, daß sie culminiren: denn sie erreichen
zu derselben Zeit ihre gröste Höhe.