Full text: Otto, Johann Friedrich Wilhelm: System einer allgemeinen Hydrographie des Erdbodens

Ebbe und Fluth, 
ser; ist sie weiterhin in B. fortgerückt, und sechs Stunden 
vom Monde weg, so hat sie niedriges Wasser. Ist sie auf 
der dem Monde entgegen gesetzten Seite, zwölf Stunden 
vom Monde, am äußersten Punkte C., so hat sie abermals 
hohes, und wenn sie bis D. gegangen ist, achtzehen Stun 
den vom Monde, niedriges Wasser, bis sie nach vier und 
zwanzig Stunden wieder den ersten Punkt erreicht, da sie 
denn wieder hohes Wasser hat. Wenn also der Mond in der 
geraden Linie A. M. bliebe, so würde die Insel in A. in 
einem Zeitraume von vier und zwanzig Stunden zu einer 
und derselben Zeit zweimal Fluthen und eben so viel Ebben 
haben müssen. 
Dies trifft aber nicht genau zu, sondern Ebbe und 
Fluth kommen jeden Tag später, als an dem vorhergehen 
den. Hievon liegt nun die Ursach in der fortrückenden Be 
wegung des Mondes auf seiner Bahn. Da nemlich dieser 
Planet in jedem Monate seinen Weg östlich durchläuft, und 
die Erde sich gleichfalls in vier und zwanzig Stunden in die 
ser Richtung dreht; so ist der Mond auf seiner Bahn schon 
etwas weiter fortgerückt. Wenn also die Fluth an irgent 
einem Orte, an einem gewissen Tage, zu einer gewissen 
Stunde angefangen hat, ihre gröste Höhe zu erreichen; so 
kommt sie an demselben Orte des anderen Tages später, und 
so fällt Ebbe und Fluth nach und nach auf andere Stunden, 
so wie der Mond auch jeden Tag immer später und später 
durch den Meridian jenes Orts geht. Unter diesen Umstän 
den muß also die Insel in A., wenn sie wieder unter den 
Meridian des Mondes kommen will, sich schon viel weiter 
und zwar von A. nach e. bewegen, ehe sie den folgenden 
Tag das höchste Wasser haben kann. 
Dieser Unterschied beträgt nun völlig funfzig Minuten, 
und so viel kommt auch die Fluth oder das höchste Wasser 
später. Die Seefahrer nehmen zwar nur acht und vierzig 
Minuten, und sie würden Recht haben, wenn der Mond
	        
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