Full text: Otto, Johann Friedrich Wilhelm: System einer allgemeinen Hydrographie des Erdbodens

Fünfte Abth. Dritter Abschnitt. 
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Allein dies berechtigt uns keinesweges, dem Oele alle 
Wirkung auf das Wasser abzusprechen. Das Oel auf das 
Wasser gegossen, muß, da es specisisch leichter ist, als die 
ses, schwimmen, und, nach hydrostatischen Gesetzen, streben, 
sich in eine horizontale Lage auszudehnen, und es muß bloß 
wegen des stärkern Zusammenhangs seiner Theile unter ein 
ander, eine außerordentlich feine und ununterbrochene Decke 
auf dem Wasserspiegel bilden. Dieser Ueberzug verhindert 
nun das Eindringen der Luft in das Wasser, folglich die 
Entstehung der Wellen an diesem Orte. Es kann sich auch 
nur allein auf einer horizontalen Wasserfläche ausbreiten, um 
jene Decke zu formiren, mithin nicht im Stande seyn, die 
jenigen zu vernichten, welche einmal ihre Bildung erhal 
ten haben. 
Müller glaubt, daß durch das Oel, nur das Brechen 
der Wellen unter gewissen Umständen verhindert oder viel 
mehr verringert werde. Das Brechen besteht aber in einem 
Ueberstürzen des Gipfels der Welle, gegen den hohlen, vom 
Winde abgekehrten Theil derselben, und es ist die Folge von 
dem geringen Zusammenhange der Wassertheilchen. Eine 
zähere Flüssigkeit würde sich weder zu hohen Wellen erheben, 
noch würde der obere Theil sich so leicht von dem übrigen 
Wasser losreißen. Das Oel bewirkt also nur, daß die Was 
sertheilchen sich nicht so leicht von einander trennen: folglich 
verhindert es, daß die Luft so leicht hinein dringen und es 
durchwühlen kann. Das Wasser wird dadurch selbst einer 
zähern Flüssigkeit ähnlich, und schon deswegen werden die 
Wellen sich nicht so hoch erheben. Wenn man ein Schiff, 
fügt Müller hinzu, so hoch auf den Strand als möglich 
setzen wollte, und deshalb eine beträchtliche Menge Oels aus 
gösse, so würde dadurch bewirkt werden, daß die Welle, 
welche in ihrem natürlichen Zustande als Brandung brechen 
muß, nunmehro nicht so leicht und so früh bricht: sondern 
gleichsam als ein dicker zusammen hängender Wulst, sich den
	        
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