Wellen des Meeres
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welcher so heftig ist, daß er alle Schiffe, besonders mit aus
gespannten Segeln in den Abgrund des Meeres treibt. Auf
dem Lande Natal fährt aus einer ähnlichen Wolke ein ent
setzlicher Wind von gleicher Gewalt und Wirkung hervor.
In dem Meere zwischen Afrika und Amerika unter der Linie
und nahe dabei erheben sich oft dergleichen Ungewitter. An
der Küste von Guinea pflegen solche Stürme in einem
Tage wohl dreimal zu wüthen, und sie werden gerade
wie die am Vorgebirge der guten Hoffnung angekündigt.
Die Seefahrer haben gewisse Merkmale, woraus sie die
Antäherung eines Sturms vermuthen. Hieher gehört unter
andern der sogenannte Ungewittervogel, welcher ihn ganze
sechs Stunden vorher verkündigt 1). Ein alter Seemann
sagte auf einer Reise einen Sturm vorher, weil das Meer
wasser plötzlich klar und durchsichtig zu werden anfing. Bald
darauf fingen die Wellen an, sich ohne allen Wind zu erhe
ben, und in der folgenden Nacht trat der Sturm ein 2).
Schon in den älteren Zeiten verfiel man auf den Ge
danken, daß es Mittel gebe, die Wellen des beunruhigten
Meeres zu stillen, und seine Oberfläche glatt und eben zu
machen. Aristoteles sagt: daß ein jeder Körper, den man
in das aufwallende Meer wirft, die Welleni vermindere,
weil dadurch eine Art von Wirbel erregt würde, welche der
Bewegung fener entgegen strebe, und sie dadurch schwäche.
Plutarch 3) und Plinius *) legen diese Kraft nament
lich dem Oele bei, indem sie behaupten, daß eine Kraft in
ihm liege, die schwankende Bewegung des Wassers zu hem
men, und dadurch, daß es seine Fläche ebenet, zu bewirken
Dampiers Resen. II Th. S. uah. Schwed. Ach. VII B. 6. 8.
2) Kalms Reise. 2 B. G. 466.
*) Quaest, natur.
) Hiat. nat. Lib. I. Cap. 1ot.