488
Fünfte Abth. Dritter Abschnitt.
wird, und gänzlich verschwindet. Das Steigen und Fallen
der Wellen gleicht gewissermaßen den Schwingungen eines
Pendels, und ist mit ihnen einerlei Gesetzen unterworfen.
Wenn eine Welle die gröste Höhe erreicht hat, so sinkt sie
nach den Gesetzen der Schwere wieder nieder, und die
Kraft, welche sie im Niederfallen bekommt, drückt auf die
benachbarten Theile, welche denn wieder steigen, und im
Fallen andere drücken u. s. w.
Wenn sich ein schwacher Wind erhebt, so fängt das
Wasser an, in eine kräuselnde Bewegung zu gerathen, die
sich in der Folge, beim Zunehmen des Windes, in einen or
dentlichen Welletischlag verwandelt. Je mehr nun die Kraft
des Windes wächst, desto größer werden die Wellen, welche
er vor sich her treibt. Haben sie nun einmal eine gewisse
Höhe und Breite erreicht, so trägt ein anhaltender Sturm
eher dazu bei, sie zu verkleinern, als zu vergrößern, weil
er sie oft während des Erhebens niederdrückt. Hierin liegt
unfehlbar der Grund, warum das Meer, wenn ein Sturm
plötzlich nachläßt, anfangs bei der Windstille noch höher an
schwillt, und größere Wellen schlägtt, als vorher.
Eine geringe Kraft kann indeß, wenn sie anhaltend ist,
eine große Wirkung veranlassen. Der Wind, indem er un
unterbrochen auf die zuerst gebildeten kleinen Wellen stößt,
trägt dazu bei, solche in der Folge ansehnlich zu vergrößern,
obgleich seine Stärke die nemliche bleibt. Die bloße Wir
kung des immer gelinde streichenden Windes, so einförmig
sie auch ist, reicht hin, die Wellen in die Länge zu einer
ansehnlichen Höhe aufzuthürmen.
Jede dieser Wellen würde, bei der unausgesetzten Schnel
ligkeit, die sie in jedem Augenblicke vom Winde erhält, und
auch durch ihre eigene Bewegung bekommen hat, in einem
langen Zeitraum zu einer ungeheuren Masse anschwellen,
wenn ihr Lauf nicht durch Strömungen, die sie durchkreutzen,
durch Meerstillen, die sie aufhalten, und durch die Bänke,